Artenvielfalt auf einer Obstwiese bedeutet Artenvielfalt in der Wiese
Eine gut strukturierte Obstwiese hat mehr zu bieten als Obstbäume und Gras! Sie besteht vor allem aus einer artenreichen Wiese, die neben zahlreichen Grasarten viele bunt blühende Kräuter aufweist. Die Blüten sind wichtig als Nahrungsquelle für Insekten. Alle Pflanzenarten haben aber auch darüber hinaus vielfältige Funktionen im Gefüge des Lebensraumes Obstwiese.
Wie wir die verlorengegangene Artenvielfalt durch Mahd wieder auf unsere Wiese zurückbekommen, werden wir an anderer Stelle ausführlich beschreiben.
Bisher haben wir 185 Blütenpflanzen, 15 Moosarten, 30 Flechtenarten, 135 Pilzarten und 3 Algenarten auf der etwa 0,5 ha großen Streuobstwiese nachgewiesen (Stand: 22.08.2022). Alle Arten, die wir bis Ende 2019 nachweisen konnten, sind in unserer Veröffentlichung über die Wiese aufgelistet
Jagel, Buch & Schmidt: Artenvielfalt auf einer Obstwiese - Eine Bestandsaufnahme in Bochum/Nordrhein-Westfalen.
Bäume und Sträucher auf der Wiese
Neben den Obstbäumen kann man auf unserer Wiese weitere, locker eingestreute Sträucher finden, wie z. B. zwei Rosen-Arten und eine Brombeere. Um auch die sehr früh im Jahr auftretenden Insektenarten zu verköstigen, wächst bei uns eine mächtige Sal-Weide (Salix caprea). Etwa in der Mitte der Wiese stehen zwei hohe Fichten (Picea abies), die noch aus der Zeit stammen, als hier ein Garten war. Sie gehören nicht auf eine Obstwiese, da sie die Obstbäume beschatten, führen aber zu einer Strukturierung, die einige Pflanzen- und Pilzarten begründet, wie z. B. den Safranschirmling (Chlorophyllum olivieri) und den Schwarzpunktierten Schneckling (Hygrophorus pustulatus).
Auf zwei Seiten der Wiese hat der BUND ein Hecke aus einheimischen Sträuchern gepflanzt, bzw. ist noch dabei. Diese Hecken bringen eine weitere Struktur in den Lebensraum und ermöglichen das Auftreten von Arten, die typisch sind für nährstoffreiche Wald- und Gebüschränder, wie z. B. die Große Brennnessel (Urtica dioica) und der Stinkende Storchschnabel (Geranium robertianum).
Die Obstwiese auf der anderen Straßenseite
Auch der kleinere Teil der Obstwiese auf der anderen Seite der Schattbachstraße gehört zu unserer Fläche, auch wenn er nicht umzäunt ist. Hier wächst neben den Obstbäumen ein außergewöhnliche großer, prachtvoller Weißdorn (Crataegus).
Auf dieser Fläche gibt es mehrere Einflüsse, die das Auftreten von Arten zur Folge haben, die nicht unbedingt typisch sind für Obstwiesen. So gibt es einen kleinen Hügel, der aus Gartenabfällen und Schutt entstanden ist, die hier immer wieder abgelagert werden und z. T. auch heute noch werden.
Man findet auf diesem Wiesenstück außerdem einige Relikte aus ehemaligen Anpflanzungen von Zierpflanzen wie z. B. verschiedene Narzissen-Sorten (Narcissus), eine Pfingstrose (Paeonia), eine Schachblume (Fritillaria meleagris) und eine Gruppe Bärlauch (Allium ursinum). Eine Randstreifen ("Bankette") um die Fläche herum wird von der Stadt regelmäßig gemäht, wodurch hier ein Zierrasen entstanden ist mit den dafür typischen Arten wie Lolch (Lolium perenne) und Gänseblümchen (Bellis perennis). Die Randbereiche der Fläche werden immer wieder gestört und dabei der Boden aufgerissen. Daher tauchen auch Acker- und Gartenunkräuter sowie Ruderalarten auf, z. B. Garten-Wolfsmilch (Euphorbia peplus) und Acker-Senf (Sinapis arvensis).
Artenlisten, Fotos und Dank
Rechts neben diesem Text führen wir eine Reihe von Arten unserer Wiese auf. Die Blütenpflanzen sind dabei in der Reihenfolge angeordnet, wie sie auf der Obstwiese aufblühen. Dies kann sich von Jahr zu Jahr zeitilich etwas verschieben, die Aufblühreihenfolge bleibt aber im Großen und Ganzen dieselbe.
Bei der Bestimmung der Kryptogamen unterstützen uns verschiedene Fachleute, denen wir hier herzlich danken möchten: Thomas Kalveram, Oliver Czernia, Norbert Makedonski, Jan-Arne Mentken und Björn Sothmann (Essen) vom Arbeitskreis Pilzkunde Ruhr (APR) bei den Pilzen sowie Dr. F. Wolfgang Bomble (Aachen) und Dr. Norbert Stapper bei den Moosen und Flechten.