Ort der Hoffnung - Ort der Artenvielfalt
Der Friedhof der Ev. Kirchengemeinde Wattenscheid in Bochum an der Westenfelder Straße ist eine grüne Oase inmitten der dichten Wohnbebauung zwischen der Wattenscheider Innenstadt und dem Ruhrschnellweg (A 40). Daher hat er über die Funktion als Begräbnisstätte hinaus eine große Bedeutung für die Bevölkerung als Raum für Erholung und Begegnung. Er stellt außerdem einen wichtigen Lebensraum und Rückzugsort für Tiere und Pflanzen dar, die in der näheren Umgebung nur noch wenig Möglichkeiten zum Überleben finden. Seit einigen Jahren legt die Friedhofsverwaltung unter Leitung von Holger Sense großen Wert auf den ökologischen Ausbau des Geländes zur Steigerung der Biodiversität. Es wurden zahlreichen Flächen zu blühenden Inseln umfunktioniert, Blumenwiesen und insektenfreundliche Staudenbeete angelegt und eine hohe Anzahl unterschiedlicher Gehölze gepflanzt. So soll gewährleistet werden, dass es über den ganzen Friedhof verteilt immer auch etwas Blühendes für unsere bedrohte Insektenwelt gibt.
Der Friedhof nimmt Teil am Projekt "Biodiversitätscheck auf kirchlichen Friedhöfen (BiCK)"
Es wird gezählt - Wie viele Pflanzen und Tiere, Flechten und Pilze leben auf dem Friedhof?
Der BUND Bochum unterstützt den Friedhof unter Leitung von Dr. Armin Jagel bei der Anlage und Pflege der Blumenwiesen und vor allem bei der Erfassung der Tier- und Pflanzenwelt.
Während die Pflanzenwelt schon sehr gut erfasst ist, kommen bei den Tieren bei jedem Besuch bisher noch nicht gesehene Arten hinzu. Moose und Flechten müssen noch gezielter kartiert werden.
Bisher wurden auf dem gut 7,2 ha großen Friedhofsgelände insgesamt 1500 Arten gezählt. Bei den Pflanzen wurden die Wildpflanzen (324), einjährige Arten der Ansaaten (41), die Pflanzen der Staudenbeete (67) und die gepflanzten Gehölze (201) berücksichtigt. Gepflanztes auf den Gräbern (mit Ausnahme der Gehölze, die nicht in Schalen wurzeln) wurden nicht mitgezählt, weil es oft keinen längeren Bestand hat.
Mehr als 230 Gehölzarten
Ehrwürdige Baumgestalten und Alleen, die z. T. noch aus der Gründungszeit des Friedhofs im Jahr 1894 stammen, verleihen dem Friedhof einen harmonischen Parkcharakter mit vielen sonnigen und schattigen Rückzugsorten, die auf den zahlreichen Bänken zum Ausruhen einladen.
Seit einigen Jahren wird der Gehölzbestand durch neue Sträucher und Bäume erweitert. Insbesondere bunt blühende Arten werden ausgewählt, um das Blütenangebot für Insekten zu steigern. So gibt es auf dem Friedhof mittlerweile 238 verschiedene Gehölzarten. Dabei wird auch darauf geachtet, dass heimische Gehölze Berücksichtigung finden, wie z. B. die früh blühenden Schlehen, der Weißdorn und Wildrosen. Zahlreiche Insekten hängen von solchen Arten ab, weil viele von ihnen mit exotischen Pflanzen wenig anfangen können. Faulbaum und Kreuzdorn haben zwar nur kleine unscheinbarer Blüten und sind daher aus menschlicher Sicht nicht sonderlich attraktiv. Es werden aber nicht nur ihre Blüten von Bienen und Hummeln gerne besucht, sondern ihre Blätter bieten die Nahrungsgrundlage für die Raupen des Zitronenfalters.
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Vielfalt der Nadelbäume
Eine besondere Rolle auf Friedhöfen spielen die Nadelbäume (= Koniferen). Sie sind als immergrüne Gehölze beliebt und stehen in der christlichen Tradition symbolisch für das Ewige Leben. Die Anzahl der gepflanzen Koniferen-Arten wird dabei allerdings oft weit überschätzt. Es wurden nämlich zahllose Sorten gezüchtet, die sich deutlich von der Wildform und auch voneinander unterscheiden. Und so wachsen auf unserem Friedhof nur 40 Nadelbaum-Arten, obwohl es nach sehr viel mehr aussieht. Die Anzahl ist trotzdem verleichsweise hoch, berücksichtigt man, dass in Deutschland lediglich neun Koniferen-Arten heimisch sind, in Nordrhein-Westfalen sogar nur drei (Gewöhnlicher Wacholder, Wald-Kiefer und Europäsche Eibe).
Für die Tierwelt haben Nadelbäume bei uns nur eine begrenzte Bedeutung, da sie keine Blüten mit Nektar produzieren. Auch die Nadelbäume interessieren sich nicht für Bienen oder Schmetterlinge, da sie vom Wind bestäubt werden. Sie bieten aber zahlreichen kleinen und größeren Lebewesen Schutz und einen Brutplatz. Einige Tierarten sind sogar auf Koniferen angewiesen, wie der weiter unten abgebildete Buntrock (Cyphostethus tristriatus), eine Wanzenart, die ursprünglich am Gewöhnlichen Wacholder saugte, heute regelmäßig auch an Scheinzypressen.
Besonders häufig werden auf Friedhöfen Lebensbäume (Thuja) und Scheinzypressen (Chamaecyparis) gepflanzt, von diesen gibt es Hunderte wenn nicht Tausende Sorten. Die Arten beider Gattungen sehen sich sehr ähnlich, aber an den Zapfen lassen sie sich leicht unterscheiden. Viele Sorten allerdings bilden keine Zapfen mehr aus. Dann wird es schwierig mit der Bestimmung und man kann sie außerdem mit weiteren Koniferen verwechseln. Wichtig sind immer die Zeichnungen und Farben auf der Unterseite der Zweige.
Lebensbäume haben länglich-eiförmig Zapfen, die aufrecht stehen. Alle Sorten lassen sich bei uns auf nur drei Arten zurückführen: den Morgenländischen Lebensbaum (Thuja orientalis) aus Ost-Asien, den Riesen-Lebensbaum (Th. plicata) aus dem westlichen Nord-Amerika und - besonders häufig gepflanzt - den Abendländischen Lebensbaum (Th. occidentalis) aus dem Nordosten Nord-Amerikas.
Scheinzypressen haben im Gegensatz zu Lebensbäumen kugelige Zapfen, die wie kleine Fußbälle aussehen. Auch sie lassen sich auf drei Arten zurückführen: die Hinoki-Scheinzypresse (Chamaecyparis obtusa) aus Japan und Taiwan, die Sawara-Scheinzypresse (Ch. pisifera) aus Japan und die Lawsons Scheinzypresse (Ch. lawsoniana) aus dem Westen der USA. Letztere ist die bei weitem variabelste mit den meisten Sorten, sowohl bezüglich der Wuchsform als der Farbe der Nadeln.
Bei der Selektion der Koniferen-Sorten spielen solche Kriterien eine große Rolle. Für die Bepflanzung von Gräbern sind Zwerg- und Säulenformen gefragt, in einem geringeren Maße auch Formen mit herabhängenden Ästen, die Trauer symbolisieren.
Eine Besonderheit unter den Nadelbäumen des Wattenscheider Friedhofs stellt die Schirmtanne (Sciadopitys verticillata) dar, von der hier insgesamt sieben Exemplare auf Gräbern wachsen. Sie gehört zu den sog. lebenden Fossilien (Tertiärrelikte), die als einzige von ihren nächsten Verwandten die letzte Eiszeit überlebt haben. Wild wächst die Schirmtanne heute nur noch auf einigen japanischen Inseln. Ihre Nadeln sind schirmförmig um die Zweige angeordnet, daher der Name. In der Wissenschaft wird seit langem diskutiert, ob es sich bei den Nadeln wirklich um Blätter handelt oder aber um kurze Triebe, die ergrünt sind und die Funktion von Blättern übernommen haben. Heute ist die Schirmtanne wieder weltweit verbreitet, weil sie aufgrund ihres einzigartigen Aussehens gerne als Zierpflanze verwendet wird.
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Zierpflanzen
Die auf dem Friedhof wachsenden Blumen lassen sich in verschiedenen Kategorien einteilen. Neben den Wildpflanzen spielt dabei auch die Bepflanzung der Gräber eine Rolle. Zusätzlich zu den dort gepflanzen Zwerggehölzen existieren eine Reihe saisonaler Blühpflanzen, die für Insekten aber keine große Bedeutung haben, schon weil sie nach dem Verblühen meist sofort wieder entfernt werden ("Wegwerfpflanzen").
In den von der Friedhofsverwaltung gepflegten Staudenbeeten wurden dagegen zahlreiche insektenfreundliche ausdauernde Pflanzen zusammengestellt, unter denen sich auch einige in NRW selten gewordene heimische Arten befinden, wie z. B. die Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana).
Blühstreifen
In den über den ganzen Friedhof verteilten Einsaaten von einjährigen Sommerblumen finden sich neben fremdländischen Arten ebenfalls gefährdete einheimische Ackerunkräuter wie z. B. die Kornblume (Centaurea cyanus) und sogar in NRW landesweit ausgestorbene Arten, wie Kuhnelke (Vaccaria hispanica) und Kornrade (Agrostemma githago). Sie sind zwar "schön bunt", aber nicht nachhaltig, müssen jedes Jahr neu eingesät werden und bieten z.B. Wildbienen keinen Lebensraum im Boden. Manchmal verwildern Arten auf die benachbarten Wege oder auf Gräber, verschwinden hier aber schnell wieder.
Solche sog. Blühstreifen werden unter Naturschützer*innen skeptisch betrachtet, weil sie einerseits oft auf mit Pestiziden belasteten Ackerrändern angelegt werden und dann zur Vergiftung der Tierwelt beitragen, andererseits in der Regel zum Großteil aus Arten bestehen, die bei uns nicht heimisch sind. Auf dem Friedhof jedoch gibt es keine Giftbelastung im Boden und auch exotischen Pflanzen haben einen gewissen Wert, da sie immerhin den häufigen Insekten Nektar und Pollen anbieten, wie z.B. den Honigbienen, von denen es mehrere Bienenstöcke auf dem Friedhof gibt. Das größte Missverständnis bei den Blühstreifen liegt darin, dass einjährige Blumenmischungen oft fälschlich als "Wiese" bezeichnet werden, womit sie aber nichts zu tun haben.
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Blumenwiesen - Wiesenblumen
Wirkliche Wiesen werden mit Unterstützung des BUNDs aber ebenfalls angelegt. Hierbei handelt es sich um die artenreichen Glatthaferwiesen, die früher in unserem Raum überall vorkamen. Sie setzen sich aus heimischen Wiesenarten zusammen, sind nicht so überaus bunt wie die "bunten Blumenmischungen", dafür aber nachhaltig, und sie dienen besonders der heimischen Insektenwelt als Nahrungsgrundlage. Sie bieten ihnen außerdem Wohnraum, was wichtig ist, denn es bauen z. B. über 70 % der Wildbienen ihre Nester nicht etwa in Bienenhotels, sondern im Boden. Glatthaferwiesen sind außerdem pflegeleicht: Sie müssen nur zweimal im Jahr gemäht werden.
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Wildpflanzen
In den Rasen und Wiesen, in Gebüschen und an deren Rändern, auf Wegen, Beeten und Gräbern wachsen zahlreiche Wildpflanzen, insgesamt wurden bisher 324 gezählt.
Wie die Pflanzen im Einzelfall auf den Friedhof gelangt sind, ist dabei nicht immer erkennbar. Zum Teil handelt es sich offensichtlich um Reliktvorkommen aus einer Zeit, als hier noch kein Friedhof war, wie z. B. beim Buschwindröschen (Anemone nemorosa), von dem ein kleiner Bestand in einem Gebüsch und zwei kleine Bestände auf Gräbern wachsen. Die früher in Bochum häufig Art ist in den nördlichen Stadtteilen heute nur noch selten anzutreffen.
Andere Arten sind erst in jüngerer Zeit eingewandert, sei es, dass sie verschleppt wurden, durch Samenanflug hierher gelangten oder durch Vögel ausgebreitet wurden. Ein Beispiel stellt die Indische Scheinerdbeere (Potentilla indica) aus Süd- und Ost-Asien dar. Sie wächst auf dem Friedhof an einigen Stellen im Rasen, auf Wegen und an Gebüschrändern, ähnelt der heimischen Wald-Erdbeere (Fragaria vesca), die ebenfalls an verschiedenen Stellen zu finden ist, blüht aber gelb und schmeckt nicht.
Und auch die als "Unkräuter" bezeichneten Pflanzen auf Wegen und Gräbern spielen nicht nur eine Rolle für die Artenvielfalt, sondern sind wichtig für die Ernährung zahlreicher Insekten. Viele von Ihnen wuchsen früher in Äckern, wo sie heute keinen Lebensraum mehr finden.
Bemerkenswerte Pflanzenarten
Der Friedhof lebt von seiner Vielfalt an Pflanzenarten. Jede einzelne hat ihre eigene Funktion im Gefüge des Ökosystems, auch wenn wir diese nicht unbedingt kennen. Interessant für Botaniker*innen sind die in der Region seltenen oder gefährdeten Arten, die an ihren ursprünglichen Wuchsorten stark zurückgegangen sind oder heute dort gar nicht mehr existieren. Sie können auf Friedhöfen einen Ersatzlebensraum und einen Rückzugsort finden.
Auf dem Wattenscheider Friedhof wurden z. B. einige Pflanzen der Gänse-Malve (Malva neglecta) auf einem Grab gefunden. Die Art war schon früher in Bochum nicht häufig und ist heute sehr selten.
Das Wald-Greiskraut (Senecio sylvaticus) war früher eine regelmäßige Pflanze auf Waldlichtungen, an Wegrändern oder im Gebüsch. Derzeit sind von ihm im gesamten Stadtgebiet nur noch zwei Pflanzen bekannt. Sie wachsen auf unserem Friedhof auf Gräbern.
Das Niederliegende Johanniskraut (Hypericum humifusum) war im 19. Jahrhundert in Bochum auf Äckern "gemein", heute gibt es nur noch wenige Vorkommen auf den Friedhöfen der Stadt, wie auch in Westenfeld. Hier wächst es an wenigen Stellen auf Wegen, in Rasen und auf einem Grab. Auch der Acker-Ehrenpreis (Veronica agrestis) trat früher als Unkraut in Felder auf und ist heute in Nordrhein-Westfalen eine gefährdete Art, die in Bochum nur noch sehr selten als Wildkraut in Gärten und auf Friedhof zu finden. Auf unserem Friedhof trat es 2011 auf einem Kiesweg auf.
Im Juli 2023 fand Corinne Buch das Lanzettblättrige Weidenröschen (Epilobium lanceolatum) an mehreren beschatteten Stellen auf Wegen und Gräbern des Friedhofs. Die Art ähnelt mehreren anderen Weidenröschen-Arten, ist in Nordrhein-Westfalen aber eigentlich eine Art des Berglandes. Über die genaue Verbreitung und Häufigkeit im Land ist wenig bekannt, aber im Tiefland wurde sie bisher nur sehr selten gefunden. Für die Großlandschaft Westfälische Bucht/Westfälisches Tiefland, in der der Wattenscheider Friedhof liegt, stellt das Vorkommen sogar den Erstfund eines beständigen Vorkommens dar (vgl. BUCH, JAGEL & SENSE 2023)!
Eine kleine Sensation war im Jahr 2020 auch der Fund des Zierlichen Hornklees (Lotus angustissimus) in einem Rasen. Die Art war bis dahin noch nie in NRW gefunden worden und auch nur wenige Male in Deutschland. Sie stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Wie sie auf den Friedhof gekommen ist, bleibt unklar. Jedenfalls hat sie sich hier zwei Jahre wohl gefühlt, geblüht, gefruchtet und auch die Winter überstanden. Dann allerdings war sie wieder verschwunden. Mal sehen, ob sie irgendwann wieder auftaucht.
Schmetterlinge am Tag
Die vielen blühenden Pflanzen und die Blumenwiesen auf dem Friedhof zielen insbesondere auf bestäubende Insekten ab, wie Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge. Einen besonderen Schwerpunkt bei den Untersuchungen legen wir auf die Schmetterlinge.
Bisher konnten wir insgesamt 18 Tagfalter-Arten beobachten wie z. B. Aurorafalter (Anthocharis cardamines), Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), Tagpfauenauge (Aglais io), Kleiner und Großer Kohlweißling (Pieris rapae und P. brassicae), Karstweißling (Pieris mannii), Grünaderweißling (Pieris napi), Großes Ochsenauge (Maniola jurtina) und C-Falter (Polygonia c-album). Besonders am Rand von Gehölzen und Hecken ist das Waldbrettspiel (Pararge aegeria) zu beobachten. Noch im Herbst sieht man am blühenden Efeu Admiral (Vanessa atalanta) und Distelfalter (V. cardui).
Aber auch seltenere Falter kann man auf dem Friedhof entdecken. Im Jahr 2020 konnten wir im Mai einmal einen Falter des Schwalbenschwanzes (Papilio machaon) im Flug beobachten. Im Sommer 2023 saß öfter der Kleine Perlmutterfalter (Issoria lathonia) auf den Wegen. Seinen Namen hat er von den Flecken auf den Unterseiten der Flügel, die an Perlmutt erinnern. Die Art steht auf der Vorwarnliste der Schmetterlinge in Nordrhein-Westfalen, in der Westfälischen Bucht, in der Wattenscheid liegt, wird er sogar als gefährdet (Rote Liste-Wert 3) eingestuft. Die Hauptnahrungspflanze der Raupen ist das Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis). Der Falter legt seine Eier aber auch an andere Viola-Arten und wohl auch an Stiefmütterchen-Zierpflanzen und davon gibt es viele auf dem Friedhof. Sie verwildern auf Wegen und in Rasen. Vielleicht vermehrt sich der Kleine Perlmutterfalter ja auch hier.
Von den kleineren Tagfalter haben wir bisher drei Arten der Bläulinge (Lycaenidae) beobachten können. Neben dem noch verbreiteten Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) und dem Faulbaum-Bläuling (Celastrina argiolus) erfreut uns besonders der Kleinen Feuerfalter (Lycaena phlaeas). Er ist nicht blau, sondern braun und leuchtend orange und in Bochum nicht mehr häufig zu finden.
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"Tagfalter" ist eine Umgrenzung von Wissenschaftler*innen für einer Gruppe von Schmetterlingen, die neben morphologischen Merkmalen tatsächlich gemeisam haben, niemals in der Nacht umherfliegen. Umgekehrt aber ist es bei den restlichen Schmetterlingen, den "Nachtfaltern", nicht etwas so, dass diese nur nachts unterwegs sind. Einige von ihnen trifft man auch oder sogar ausschließlich tagsüber an. Bekannt ist das spektakuläre Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum). Es wird gelegentlich für einen kleinen Kolibri gehalten, weil es recht groß ist und sich beim Nektarsaugen nicht auf die Blüte setzt, sondern im Schwirrflug vor der Blüte in der Luft stehenbleibt. Leider handelt es sich um ein sehr hektisches Tier, dass man nicht immer scharf fotografieren kann.
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Schmetterlinge in der Nacht
Die eigentliche Vielfalt der Schmetterlinge findet aber man bei den Nachtfaltern, die auch nur nachts unterwegs sind. Sie werden oft etwas unschön als "Motten" abgetan, dabei gibt es zahlreiche spektakulär bunte und auch große Arten unter ihnen, wie z. B. das Rote Ordensband (Catocala nupta). Die roten Hinterflügel werden zur Abschreckung eingesetzt, wenn sich ein Feind nähert. Die kurze Schreckphase kann der Falter zur Flucht nutzen.
Um Nachtfalter systematisch zu untersuchen, muss man Hilfsmittel anwenden z. B. speziell für Nachtfalter entwickelte Lichtquellen oder selbstgemixte Zuckerlösungen, durch die die Tiere angelockt werden. Bei solchen nächtlichen Aktionen kann man oft zahlreiche Arten beobachten.
Es stellt sich die Frage, warum viele Nachtfalter denn überhaupt farbig sind, wenn sie doch im Dunkeln unterwegs sind und sich dann fast ausschließlich mit dem Geruchssinns orientieren. Der Grund dafür ist in den meisten Fällen der Tag. Dann ruhen sie unter Blättern, an Zweigen oder Stämmen und wären ein leichtes Opfer für ihre Fraßfeinde, wenn sie zu auffällig wären. Sinnvoll ist es dann, wenn sie in Farbe und Muster der Unterlage ähneln. Daher sind viele Herbstfalter orange oder gelb wie Herbstlaub.
Ein gutes Beispiel ist auch das "Grüne Blatt" (Geometra papilionaria), das mit um die 5 cm Spannweite eindrucksvoll groß ist. Obwohl es bei uns gar nicht selten ist, hat man kaum eine Chance, es tagsüber zu finden, wenn es sich zwischen wirklichen Blättern versteckt.
Falter im Winter
Winter verbindet man nicht unbedingt mit Schmetterlingen. Doch gibt es einige wenige Nachtfalter, die als Imago (also nicht als Ei, Raupe oder Puppe) überwintern und in der Nacht unterwegs sind, wenn diese nicht frostig ist oder nur wenige Grad über Null herrschen. Zu dieser Gruppe gehören die Wintereulen (Gattung Conistra). Häufig und wohl überall nachzuweisen sind die Heidelbeer-Wintereule (Conistra vaccinii) und die Schwarzgefleckte Wintereule (C. rubiginosa). Sehr viel seltener dagegen ist die Gebüsch-Wintereule (C. ligula), die auf unserem Friedhof vorkommt. Sie wird in der Westfälischen Bucht als "vom Aussterben bedroht" (RL 1) eingestuft. Die Rost-Wintereule (Conistra rubiginea) steht landesweit auf der Vorwarnliste.
Die Schmalflügelige Holzeule (Lithophane semibrunnea) ist wie die Gebüsch-Winteule in der Westfälischen Bucht zwar ebenfalls vom Aussterben bedroht (RL 1), aber ihr Nachweis am 15.02.2024 an einem Köderstrang hat eine noch höhere Bedeutung. Der Falter ist in Nordrhein-Westfalen so selten, dass viele Schmetterlingsforscher ihn noch nie zu Gesicht bekommen haben, und er gilt in ganz Deutschland als gefährdet. In Bochum wurde die Art aufgrund intensiver Forschnung seit 2020 bisher zweimal gesehen (24.08.2020 auf der Obstwiese an der Schattbachstr. in Laer von A. Jagel und 13.03.2022 am Haarholz in Stiepel von H. Weindorf), aber jeweils nur in einer Nacht.
Wenn die Schmalflügelige Holzeule ihre Flügel zusammenlegt, ähnelt sie so stark einem kleinen Stück Holz, dass sie tagsüber gut getarnt an Baumrinde ruhen kann. Wenn man das Glück hat, sie nachts mit Köder oder Lichtfallen anzulocken, ist sie gut zu erkennen an der schwach blauschimmernden Rückenlinie. Die erwachsenen Tiere fliegen von (August) September bis November, machen dann einen Winterpause und treten ab etwa März bis Mai wieder auf (STEINER & al. 2014). An warmen Tagen kann man sie im gesamten Zeitraum nachweisen und so gelang der Nachweis auf dem Friedhof in einer Nacht im Februar, die mit 16 °C außergewöhnlich mild war.
Ihr starker Rückgang in ganz Deutschland wird damit erklärt, dass sie als tyipscher Auenfalter unter der Zerstörung ihres Lebensraumes leidet. Die Raupen fressen an Esche (Fraxinus excelsior, STEINER & al. 2014).
Wanderfalter
Einige unserer Schmetterlinge überwintern nicht bei uns, sondern fliegen jedes Jahr wieder neu nach Nordrhein-Westfalen ein: die sog. Wanderfalter. Einer der bekanntesten ist der schon weiter oben abgebildete Distelfalter (Vanessa cardui), ein Tagfalter. Der auf dem Fotos neben ihm sitzende Admiral (Vanessa atalanta) war bei uns ebenfalls lange Zeit Wanderfalter, der hier eine Generation hervorbrachte und dann im Herbst wieder zurück nach Süden flog. Irgendwann aber begannen einige Admirale bei uns zu überwintern und heute ist das der Regelfall.
Auch unter den Nachtfaltern gibt es zahlreiche Wanderfalter. Einige davon gelten bei uns als selten, aber es sieht so aus, als würden sie in den letzten Jahren immer häufiger werden. Da es sich dabei oft um wärmeliebenden Arten handelt, kann man auf einen Zusammenhang mit dem Klimawandel schließen.
Auf dem Friedhof gehören sechs in den Jahren 2022 und 2023 nachgewiesene Nachtfalter-Arten zu den Wanderfaltern: der Wanderzünsler (Nomophila noctuella), die Südliche Graseule (Mythimna vitellina), die zuvor erst vier Mal in Bochum gefunden wurde (Erstfund 2022), der kaum 2 cm große Wandernde Blattspanner (Nycterosea obstipata, zuvor nur einmal 2021 in Bochum gefunden) und ...
... die Baumwoll-Kapseleule (Helicoverpa armigera, 3. Fund in Bochum, Erstnachweis 2022 in Ehrenfeld). Sie hat mehrere deutsche Namen wie z. B. Baumwoll-Sonneneule, Baumwollkapselwurm, Baumwolleule, Resedaeule oder Schädliche Maiseule. Sie ist tag- und nachtaktiv, stammt aus den Tropen und Subtropen und ist in Europa besonders im Mittelmeerraum verbreitet. Von dort fliegt sie jedes Jahr nach Mitteleuropa. Hier kann sie zwei Generationen im Jahr hervorbringen, die kalten Winter aber überlebt sie nicht.
Die erwachsenen Falter besuchen gerne Blüten, während die Raupen nach STEINER & al. (2014) an mehr als 200 Pflanzen-Arten aus 50 verschiedenen Pflanzenfamilien fressen, also nicht etwa nur an Baumwolle, wie man vom Namen her denken könnte. Der Mensch hat gelegentlich ein Problem mit der Art, weil die Raupen auch Blüten und Früchte von Kulturpflanzen (z. B. Tomaten, Mais, verschiedene Gemüsearten) nicht verschmähen. Deswegen wird sie als Schädling eingestuft. Bei uns in NRW ist die Art aber noch selten und jeder Schmetterlingsfreak freut sich, sie zu Gesicht zu bekommen. Sie stört derzeit niemanden.
Vieles von dem zur Baumwollkapseleule Gesagten trifft ähnlich auf die Grassteppen-Bodeneule (Peridroma saucia) zu. Auch sie fliegt zu uns vom Mittelmeergebiet aus ein und gilt dort oft als Schädling. Manchmal werden Raupen mit Gemüse eingeschleppt und die Falter entwickeln sich dann daraus (vgl. STEINER & al. 2014). Die Art ist zwar ein kosmopolitischer Wanderer, man trifft sie aber bisher in Nordrhein-Westfalen noch weitaus seltener an als die zuletzt genannten Wanderfalter. Auf dem Friedhof saß sie an Halloween gegen 18:00 Uhr am Köderstrang und war nach zwei Stunden wieder weg.
Der bei weitem spektakulärste Wanderfalter des Friedhofs aber ist die Bunte Ligustereule (Polyphaenis sericata). Auch sie ist ein Beipiel für Arten, die bei uns nur äußerst selten gefunden wird, in diesem Fall aber deswegen, weil sie derzeit erst ganz neu nach Nordrhein-Westfalen einwandert. Die Art breitet sich in Deutschland von Südwestdeutschland ausgehend immer weiter nach Norden aus und ist in NRW offenbar bisher erst drei Mal gefunden worden: einmal 2020 in Köln (vgl. Insectis Online) und zweimal in Bochum. Der Erstfund in unserer Stadt war am 18.07.2021 am Köder auf der BUND-Obstwiese in Laer, der zweite Fund am 23.06.2023 am Leuchtturm auf unserem Friedhof. Hiermit wurde sie auch das erste Mal in der Westfälischen Bucht gefunden!
Seltsame Gestalten - Glasflügler
Viele Nachtfalter kommen aber weder ans Licht noch an den Köder und man sieht sie auch kaum einmal auf Blüten. Hierzu gehören die Glasflügler (Fam. Sesiidae). Aufgrund ihrer durchsichtigen Flügel sind sie nicht sofort als Schmetterlinge zu erkennen, wie z. B. der Apfelbaum-Glasflügler (Synanthedon myopaeformis).
Auch wenn Glasflügler zu den Nachtfaltern gezählt werden, sind sie allesamt tagaktiv. Aber man sieht sie trotzdem nicht. Aus den bereits genannten Gründen, aber vielleicht auch deswegen, weil ihr Flug ganz anders ist als der, den man von den durch die Luft gaukelnden Tagfaltern kennt.
Einige Arten der Glasflügler ahmen in Körperform und -färbung Wespen, Bienen oder Hornissen nach, wie der Große Weiden-Glasflügler (Sesia bembeciformis), der im Juni auch auf den Wattenscheider Friedhof fliegt. Dadurch geben diese völlig harmlosen Falter vor, wehrhaft zu sein, und versuchen sich so, vor dem Gefressenwerden zu schützen.
Um Glasflügler aufzuspüren, hängt man sog. Pheromonfallen mit Geruchsstoffen auf, die den Pheromonen der weiblichen Falter nachempfunden sind. Hiermit werden die Männchen angelockt, die es zunächst gar nicht zu stören scheint, dass kein Weibchen zu sehen ist. Sie gelangen dann aber bei der Suche nach dem Ursprung des betörenden Duftes in die Falle und dort kann man sie fotografieren. Danach werden sie wieder freigelassen. Besonders abends, wenn sie müde und träge sind, kann man sie schon mal auf ein Blatt krabbeln lassen, damit das Foto natürlicher wirkt.
Auf dem Wattenscheider Friedhof haben wir bisher zehn verschiedene Glasflügler-Arten nachgewiesen.
Miniermotten
Miniermotten bekommt man auch mit den oben genannten Hilfsmitteln kaum zu sehen. Aber selbst, wenn man die sehr kleinen Nachtfalter mal in der Natur entdeckt oder sie nachts ans Licht kommen, können sie oft nur von Spezialisten bestimmt werden. Einfacher ist es oft, sie anhand der Fraßgänge (Minen) zu bestimmen, die ihre Raupen im Gewebe von Blättern hinterlassen.
Eine bei uns mittlerweile berühmtete Art aus dieser Gruppe ist die Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella) vom Balkan. Sie befällt seit den 1990er Jahren auch in Deutschland die Blätter der Gewöhnlichen Rosskastanie (Aesculus hippocastanum). Ihre Raupen fressen das Blattgewebe, die Blätter bekommen braune Flecken (die Minen) und fallen sehr viel früher als üblich ab. Fast jeder Baum ist betroffen und der Zierwert der Pflanzen hat sehr stark gelitten.
Neben diesem unrühmlichen Vertreter seiner Gruppe gibt es aber zahlreichen heimische Miniermotten-Arten, die in der Regel kaum wahrgenommen werden. Der Fachmann Jonas Mittemeyer aus Ennepetal konnte bei nur einem Besuch auf unserem Friedhof 32 Arten nachweisen. Der Großteil gehört in die Familien der Blatt-Tütenmotten (Gracillariidae) und der Zwergminiermotten (Nepticulidae). Zur sicheren Bestimmung muss man die Pflanze genau kennen, denn die Falter sind meist sehr spezifisch an bestimmte Pflanzen-Arten, -Gattungen oder -Familien gebunden. Hieraus folgt auch, dass man das Auftreten bestimmter Nachtfalter nur durch das Einbringen ihrer bevorzugten Frasspflanzen ermöglichen kann.
Bei der Bestimmung von Blattminen ist zu beachten, dass es viele sehr ähnliche Minen gibt und längst nicht alle von Nachtfaltern stammen. Sie können z. B. auch durch die Larven von Fliegen und Käfern hervorgerufen werden.
Bisherige Bilanz bei den Schmetterlingen
Die Schmetterlinge machen gut 45 % der bisher nachgewiesenen 628 Insektenarten aus, 39 % der Tierarten insgesamt. Im Moment wissen wir von 284 Schmetterlings-Arten, die auf dem Friedhof wohnen oder ihn besuchen.
18 Arten gehören zu den Tagfaltern. Sie gehören zur Gruppe der Großschmetterlinge, wie auch 134 der gefundenen Nachtfaltern. Die größte Gruppe der Nachtfalter stellen mit 79 Arten die Eulenfalter, die sich heute aus drei Familien zusammensetzen (Noctuidae, Erebidae, Nolidae). Die zweitgrößte Gruppe der Großschmetterlinge bilden die Spanner (Geometridae). Fast die Hälfte aller nachgewiesenen Schmetterlinge gehören zu den Kleinschmetterlingen (133), die allesamt Nachtfalter sind. Hier führen mit 29 Arten die Wickler (Tortricidae), gefolgt von den Miniermotten (Gracillariidae) und zwei Zünslerfamilien (Crambidae & Pyralidae)
25 Arten werden in der 2021 erschienenen Roten Liste der Schmetterlinge Nordrhein-Westfalens aufgeführt, die meisten für die Großlandschaft Westfälische Bucht, in der der Friedhof liegt. Fünf Arten werden aber auch landesweit in ihrem Bestand als bedroht angesehen, dabei gelten als "gefährdet" (RL 3) der Pappel-Blattwickler (Gypsonoma aceriana), der Birken-Zackenrandspanner (Ennomos erosaria) und der Rübsaatpfeifer (Evergestis extimalis) sowie als "stark gefährdet" (RL 2) der Eschen-Zackenrandspanner (Ennomos fuscantaria) und die Schmalblättrige Holzeule (Lithophane semibrunnea). In der Westfälischen Bucht "vom Aussterben bedroht" (RL 1) sind der Marmorierte Graszünsler (Catoptria verellus), der Obstbaumrindenwickler (Enarmonia formosana), die Gebüsch-Wintereule (Conistra ligula) und die Schmalblättrige Holzeule (Lithophane semibrunnea).
15 Schmetterlinge des Friedhofs stehen außerdem auf der Vorwarnliste NRWs, d. h. für sie werden deutliche Rückgänge bemerkt und ihre Lage wird derzeit so eingeschätzt, dass sie bei fortlaufender Bedrohungslage in die Gefährungsstufen der Roten Liste rutschen könnten.
Neben der schon erwähnten Bunten Ligustereule (Polyphaenis sericata) werden zwei weitere Arten in der Liste der Schmetterlinge Nordrhein-Westfalens von 2021 für die Westfälischen Bucht noch nicht aufgeführt, auch hierbei handelt es sich um Arealerweiterer: der Orangefarbene Kiefernwickler (Lozotaeniodes formosana) und der Efeuwickler (Clepsis dumicola).
Der NABU NRW hat dem Ev. Friedhof in Wattenscheid-Westenfeld im Juli 2022 das Prädikat "Schmetterlingsfreundlicher Friedhof" verliehen - als bis dahin erst zweitem in NRW.
Köcherfliegen
Köcherfliegen (Trichoptera) sehen Schmetterlingen sehr ähnlich und sind auch nahe mit ihnen verwandt. Anders als Schmetterlinge haben sie aber keine Schuppen auf den Flügeln, sondern Haare und so heißt der lateinische Name dieser Gruppe übersetzt "Haarflügler". Außerdem besitzen Köcherfliegen nicht den einrollbaren Rüssel, mit dem Schmetterlinge Flüssigkeiten aufsaugen. Es ist sogar so, dass einige Köcherfliegen als ausgewachsenes Tier (Imago) überhaupt keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Sie sind dann nur in Sachen Vermehrung unterwegs. Dies tun sie in der Dämmerung oder nachts, sodass man sie am besten durch Leuchten nachweisen kann. Die Larven und Puppen der Köcherfliegen leben im Wasser und daher verwundert es, dass wir auf dem Friedhof 11 verschiedene Arten nachgeweisen konnten, denn Gewässer gibt es hier nicht. Allerdings liegt direkt benachbart eine Schrebergartenanlagen mit Teichen, wo sie sich wahrscheinlich entwickeln können.
Wildbienen
Insekten, die ebenfalls von der Blütenvielfalt des Friedhofs profitieren, sind die Wildbienen. Hierunter werden die wirklichen Bienen gezählt (Apiformis, z. B. Sandbienen, Mauerbienen, Fuchenbienen, Maskenbienen, Seidenbienen und Hummeln, mit Ausnahme der Honigbiene) und die Grabwespen (Spheciformis).
Wildbienen sind sind nur anhand von Fotos meist nicht sicher zu bestimmen, besonders die kleinen Arten. Da müssen Fachleute ran. Trotzdem kann man oft Unterschiede erkennen. Auf dem Friedhof haben wir bisher 37 Wildbienen-Arten unterscheiden können.
Eine davon ist die Große Wollbiene (Anthidium manicatum), die bei Sonne regelmäßig im Bereich des Woll-Ziestes (Stachys byzantina) im Urnengarten zu beobachten ist. Die schwarzgelben Tiere fliegen hektisch um die blühende Pflanzen herum und bleibt zwischendurch immer mal in der Luft stehen wie Schwebfliegen. Die Große Wollbiene bestäubt nicht nur die Blüten des Ziestes, sondern die Weibchen sammeln hier auch die wolligen Haare der Pflanzen, mit denen sie ihre Brutzellen verschließen.
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Fliegen und Mücken
Fliegen und Mücken gehören zu der sehr artenreichen Gruppe der Zweiflügler (Diptera), in Deutschland kommen mehr als 9000 Arten vor. Viele Arten können aber nicht allein anhand von Fotos bestimmt werden, sondern nur von Fachleuten. Auf dem Friedhof haben wir bisher 70 Arten aus dieser Gruppe festgestellt, ohne dass wir in jedem Fall sagen können, um welche Art es sich genau handelt.
Ein für die Dipteren charakteristisches Merkmal sind die zwei Flügel (die meisten anderen Insekten haben vier). Ansonsten ist die Gruppe äußerst vielgestaltig, was man schon an der Nahrung sieht. So ernähren sie sich je nach Art z. B. von Pollen, Nektar, Fleisch, Kot oder Blut, dabei fressen die Larven andere Dinge als die erwachsenen Tiere.
Ein Beispiel hierfür ist der düstere Trauerschweber (Anthrax anthrax, Fam. Bombyliidae). Seine Larven leben als Brutparasiten an oberirdisch nistenden Wildbienen (z. B. auch in Insektenhotels) und vertilgen erst den Bienenproviant in den Brutzellen, dann die Wirtslarven selbst. Der erwachsene Trauerschweber aber ist Vegetarier und nimmt im Wesentlichen Nektar zu sich.
Vergleichsweise gut untersucht und bestimmbar sind die Schwebfliegen, die auch für die Bestäubung von Blumen eine große Rolle spielen. Charakteristisch für sie sind die großen Augen, die kurzen Fühler und der Schwirrflug, bei dem sie eine längere Zeit in der Luft zu stehen scheinen. Schwebfliegen sind harmlos und ahmen deswegen zum Schutz oft wehrhafte Insekten nach wie z. B. Wespen (Mimikry). Oft sind sie daher schwarz-gelb gefärbt. Schwebfliegen ernähren sich von Pollen und Nektar. Bisher konnten wir 14 Schwebfliegen-Arten unterscheiden.
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Käfer
Bisher konnten wir 84 Käferarten auf dem Friedhofsgelände nachweisen, wobei die Marienkäfer (Fa. Coccinellidae) mit 14 Arten die größte Gruppe bildeten. Daneben gab es z. B. Arten der Aaskäfer (Silphidae), Blatthornkäfer (Scarabaeidae), Blattkäfer (Chrysomelidae), Bockkäfer (Cerambicidae), Erdkäfer (Trogidae), Laufkäfer (Carabidae), Prachtkäfer (Buprestidae), Scheinbockkäfer (Oedemeridae), Schnellkäfer (Elateridae), Schwarzkäfer (Tenebrionidae), Speckkäfer (Dermestidae), Stachelkäfer (Mordellidae), Wasserkäfer (Hydrophilidae), Weichkäfer (Cantharidae) und Wollhaarkäfer (Melyridae). Besonders auffällige Bewohner sind die tag- oder nachtaktiven Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus, Lucanidae) und der immer nachtkative Kleine Leuchtkäfer (Lampyridae), der bekannter ist unter dem Namen "Glühwürmchen".
Ein besonders skurriles Aussehen hat der Eichelbohrer (Curculio glandium) aus der Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae). Mit dem langen Rüssel bohrt das Weibchen ein tiefes Loch in eine junge Eichel, um dort das Ei hineinzulegen.
Zu den Blatthornkäfern (Scarabaeidae) gehören ganz unterschiedliche Arten, darunter auch große und auffällige. Der vielleicht bekannteste unter ihnen dürfte der Maikäfer (Melolontha melolontha) sein, der im Mai auf dem Friedhof zu sehen ist. Auch der Pinselkäfer (Trichius) und der Stolperkäfer (Valgus hemipterus) sind hier und da zu finden.
Auf Blüten sitzen regelmäßig die wärmeliebenden Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta), die in den letzten 20 Jahren in NRW deutlich häufiger geworden sind. Sie ernähren sich von Pollen und Nektar und man findet sie über mehrere Monate an den Blüten zahlreicher Pflanzen, so auf unseren Wildblumenwiesen (Margeriten, Schafgarbe, Acker-Witwenblume, Wiesen-Flockenblume und Jakobs-Greiskrat), an Disteln (Acker-Kratzdistel, Gewöhnliche Kratzdistel), an Sträuchern (z. B. Brombeeren) und auch an einigen Pflanzen der "bunten Blumenmischungen", wie z. B. an Radieschen und an Jungfer im Grünen.
Am beeindruckstensten aber ist der bis 4,3 cm lange, und damit größte Käfer des Friedhofs: der Nashornkäfer (Oryctes nasicornis). Woher der Name kommt, ist dem Tier leicht anzusehen. Den erwachsene Käfer bekommt man aber kaum einmal zu sehen, da er erst in der Dämmerung oder in der Nacht aktiv ist, wenn der Friedhof geschlossen ist. Obwohl der Nashornkäfer die Dunkelheit vorzieht, kann man ihn mit Lichtfallen anlocken und so nachweisen. Die Art ist gesetzlich geschützt.
Einfacher zu finden sind seine dicken, bis 10 cm langen Larven, die sich über mehrere Jahre durch den Komposthaufen oder Holzmulm fressen, bis sie sich verpuppen und der Käfer schlüpft.
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Wanzen
Bisher konnten wir 69 Wanzen-Arten auf dem Friedhof finden. Viele sitzen versteckt am Gras der Wiesen, in Gebüschen oder an Bäumen. Am besten spürt man sie daher mit Fangnetzen oder Klopfschirmen auf.
Fast die Hälfte der Arten gehört zu den Weichwanzen (Miridae). Darüber hinaus kommen bspw. Blumenwanzen (Anthocoridae), Randwanzen (Coreidae), Stachelwanzen (Acanthosomatidae), Baumwanzen (Pentatomidae), Sichelwanzen (Nabidae), Bodenwanzen (Lygaeidae), Feuerwanzen (Pyrrhocoridae), Netzwanzen (Tingidae) und Glasflügelwanzen (Rhopalidae) vor.
Nicht alle Wanzen haben überhaupt einen deutschen Namen, aber wenn, dann klingen diese oft sehr interessant, wie z. B. Kahler Griesel (Nysius senecionis), Nessel-Wicht (Scoloposteths affinis), Glatter Nimrod (Deraeocoris lutescens), Psyche (Campyloneura virgula), Plink (Notostira elongata) oder Buntrock (Cyphostethus tristriatus).
Wanzen gehören nicht zu den Bestäubern und in der Regel bei den Menschen nicht zu den beliebtesten Insekten. Die meisten Arten saugen durch ihren Stechrüssel Pflanzensäfte und wenn sie das an Gemüse- oder Zierpflanzen tun, werden sie gerne als "Schädling" eingestuft.
Die Andromeda-Netzwanze ist ein solch ungeliebtes Tier, ein eingeschleppter Neubürger aus Ostasien, der erst seit Anfang des Jahrtausends bei uns häufiger auftritt. Die Tiere mit den teilweise durchsichtigen Flügeln sitzen auf der Blattunterseite der Japanischen Lavendelheide (Pieris japonica), einem auf Friedhöfen beliebten immergrüner Zierstrauch, und stechen die Blätter an. Diese werden dadurch erst fleckig, vergilben zunehmend und können später sogar abfallen. Die Sträucher sterben deswegen nicht ab, aber sie verlieren erheblich an Zierwert.
Zahlreiche Wanzen-Arten leben aber räuberisch und interessieren sich gar nicht für das vielfältige vegetarische Angebot der Natur. Sie stechen mit ihrem Saugrüssel nicht Pflanzen an, sondern andere Tiere, und saugen sie dann aus. Eine von diesen Wanzen ist die Ameisen-Sichelwanze (Himacerus mirmicoides), die sich noch etwas ganz Besonderes hat einfallen lassen: Ihre Larven, die wie Wanzen typischerweise ganz anders aussehen als die erwachsenen Tiere, ahmen wehrhafe Ameisen nach. Beim flüchtigen Blick erkennt man sie daher nicht sofort als Wanzen. Erst bei genauerem Hinsehen sieht man den für Wanzen typischen großen Stechrüssel.
Man geht davon aus, dass sich die Ameisen-Sichelwanze durch diese Mimikry vor Fressfeinden schützt und deswegen etwas sorgloser auf die Jagd gehen kann.
Heuschrecken
Neun Heuschrecken-Arten wurden bisher auf dem Friedhof gefunden. Anders als oft angenommen, leben sie nicht etwa nur in Wiesen, sondern z. B. auch auf Bäumen und in Sträuchern, wie die hellgrüne Südliche Eichenschrecke (Meconoma meridionale). Sie ähnelt unserer heimischen Gewöhnlichen Eichenschrecke (M. thalassinum), stammt aber ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. In den letzten Jahrzehnten hat sie sich in Europa immer weiter nach Norden ausgebreitet und bevorzugt stärker die wärmeren Siedlungsbereiche. Auch im Ruhrgebiet ist sie mittlerweile weit verbreitet. Die Südliche Eichenschrecke ist dämmerungs- und nachtaktiv. Sie gibt nur so leise Geräusche von sich, dass der Mensch sie kaum hören kann. Nachgewiesen haben wir sie nachts am Licht und am Köder sowie tagsüber durch Klopfen aus Bäumen. Gelegentlich taucht sie auch in Wohnungen auf, wo man sie durchaus gewähren lassen sollte, denn sie frisst nicht etwas Pflanzen, sondern kleine Insekten.
An Bäumen findet man auf dem Friedhof auch die erwachsenen Tiere der Punktierten Zartschrecke (Leptophyes punctatissima), während die Jungtiere sich eher an Kräutern aufhalten. Sie ist ebenfalls kaum zu hören, größer als die Eichenschrecke, über und über mit dunklen Punkten versehen und Vegetarierin.
Die Eiablage geschieht wie bei der Südlichen Eichenschrecke in Baumrinde.
Neben einigen weit verbreiteten Heuschrecken-Arten haben wir auch zwei Arten auf dem Friedhof angetroffen, die bemerkenswerter sind.
Zum einen die Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar), die im Gras einer unserer Wiesen saß. Sie wird in der Roten Liste der Heuschrecken Nordrhein-Westfalens für die Westfälische Bucht als gefährdet geführt (RL 3). Wahrscheinlich hat sie erst durch das Anlegen und die sachgerechte Pflege der Wiesen bei uns einen geeigneten Lebensraum gefunden.
Die zweite erwähnenswerte Art ist das Weinhähnchen (Oecanthus pellucens). Wie die oben erwähnte Südliche Eichenschrecke stammt die Art aus dem Süden Europas und hat sich erst in jüngerer Zeit in NRW ausgebreitet. In der zweiten Augusthälfte 2023 war ihr recht lauter - und wie man sagt - schöner Gesang in jeder Nacht am Rand einer Wiese zu hören.
Spinnentiere
Spinnen gehören nicht zu den Insekten. Auch von ihnen gibt es sicherlich sehr viele mehr auf dem Friedhof, als wir bisher wissen. Sie sind nicht einfach nachzuweisen bzw. zu fotografieren und müssen für eine korrekte Bestimmung oft gefangen und von Fachleuten bestimmt werden. Nur mit Fotos ist das meist nicht möglich. Manchmal kann man allerdings wenigstens die Gattung erkennen. Eine gewisse Anzahl von Spinnenarten ist aber auch von Laien bestimmbar, wie z. B. die Garten-Kreuzspinne (Araneus diadematus) und die auffällige Wespenspinne (Argiope bruenichii).
Insgesamt haben wir bisher 28 Spinnen-Arten auf unserer Liste.
Eine bei uns verbreitet Spinne sorgt immer wieder für Gänsehaut: die Veränderliche Krabbenspinne (Misomena vatia). Sie ist in der Lage, sich der Farbe der Unterlage anzupassen und tarnt sich dadurch so gut, dass sie auch von Insekten nicht wahrgenommen wird. So lauert sie geduldig auf Blumen, bis sich z. B. eine unbekümmerte Sandbiene (Andrena) zum Nektartrinken oder Pollensammeln nähert. Dann schlägt die Krabbenspinne blitzschnell zu, greift mit ihren Vorderbeinen die Biene und tötet sie, indem sie ihr Gift injiziert. Dem aufmerksamen Menschen fällt das deswegen auf, weil die Biene sich nicht bewegt und oft eine unnatürliche Haltung einnimmt.
Neben den Spinnen gehören auch die Weberknechte (bisher 3 Arten gefunden) und 7 Milben (5 Arten davon in Form von Gallen) zu den Spinnentieren.
Vögel
Von den zahlreichen Insekten, Spinnen und Würmern auf dem Friedhof profitieren nicht zuletzt Vögel. Man kann sie häufig beobachten, wie sie auf den Rasen, in den Wiesen und im Gebüsch danach suchen.
Unter Mitwirkung des NABU Bochum konnten wir bisher 31 Vogelarten auf dem Friedhof nachweisen, von denen mindestens 15 hier auch brüten. Sie können zur passenden Jahreszeit mit Futter oder Nistmaterial im Schnabel beobachtet werden.
Regelmäßig durch ihren auffälligen Gesang oder ihre Rufe sind zu hören Amsel, Blaumeise, Buchfink, Elster, Grünfink, Grünspecht, Heckenbraunelle, Kohlmeise, Mönchsgrasmücke, Ringeltaube, Rotkehlchen, Singdrossel, Zaunkönig und Zilpzalp, etwas unauffälliger sind die Lautäußerungen von Dompfaff, Gartenbaumläufer, Hohltaube, Schwanzmeise und Sommergoldhähnchen.
In den Stämmen der großen alten Bäume und den abgestorbenen sog. Biotopbäumen finden Höhlenbrüter einen Platz für ihr Nest, wie z. B. Bunt- und Grünspecht, Kleiber und Hohltaube.
Am Himmel sieht man regelmäßig den Mäusbussard kreisen, der auf dem Friedhof jagt.
Obwohl es keine Gewässer auf dem Friedhof gibt, watscheln jedes Jahr auch Wasservögel über den Friedhof: Stockenten und Nilgänse führen hier ihre Küken aus.
Dank
Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Christian Schmidt vom Senckenbergmuseum Dresden für die Bestimmung kritischer Arthropoden und bei Jonas Mittemeyer aus Ennepetal für die Bestimmung der Blattminen! Mitglieder des Arbeitskreises Pilzkunde Ruhr (APR, Thomas Kalveram, Norbert Makedonski, Jan-Arne Mentken, Björn Sothmann und Oliver Czernia) unterstützen uns bei der Bestimmung und Kartierung der Pilze und legten die Grundlage durch 85 Arten, die sie allein bei einer Exkursion am 28.10.2023 fanden. Karin Rodehüser und Birgit Debus vom NABU Bochum stellten uns im Frühjahr 2024 eine Liste von beobachteten Vögeln zur Verfügung. Auch ihnen unseren herzlichen Dank! Prof. Dr. Veit M. Dörken (Universität Konstanz) unterstützt uns dankeswerterweise bei der Bestimmung von Ziergehölzen, Prof. Dr. Erwin Bergmeier (Universität Göttingen) bestätigte uns freundlicherweise die Bestimmung des Lanzettblättrigen Weidenröschens.
Es bleiben noch zahlreiche Lebewesen auf dem Friedhof zu entdecken!
Armin Jagel und Holger Sense (letzte Änderung 09.07.2024)
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Literatur und Links
HUMPERT, 1887: Flora Bochums (Ende des 19. Jahrhunderts)
JAGEL 2021: Flora von Bochum (heute)
JAGEL, A. & GAUSMANN, P: Zum Wandel der Flora von Bochum im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen) in den letzten 120 Jahren. – Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 1: 7–53.
LINDEMANN, U., VEGA, M., RICHTER, T, & ALVARADO, P. 2014: Octosporopsis nicolai – ein rätselhafter Vertreter aus der Familie der Pyronemataceae. - Zeitschr. Mykol. 80(2): 565-592.
SCHUMACHER, W. & VORBRÜGGEN, W. 2021: Rote Liste und Artenverzeichnis der Schmetterlinge – Lepidoptera – in Nordrhein-Wesfalen, 2. Fssg. – Melanargia 33, Beih. 1 (Link zur Rote Liste im www)
STEINER, A., RATZEL, U., TOP-JENSEN, M. & FIBIGER, M. 2014: Die Nachtfalter Deutschlands. Ein Feldführer – Østermarie (Bugbook Publishing)
VAHLE, H.-C. 2015: Gesundende Landschaften durch artenreiche Mähwiesen. – Broschüre im Selbstverlag. Witten, 76 S. (Bestellung über vahle@vegetationskun.de, 10 €)
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