Kreisgruppe Bochum

Naturschutzwiese des BUND Bochum

Der BUND Bochum betreut eine kleine Streuobstwiese an der Schattbachstraße in Bochum-Laer. Die Obstgehölze werden durch regelmäßige Schnittmaßnahmen, auch im Zuge unserer jährlichen Schnittkurse, gepflegt. Neben dem Erhalt der Obstgehölze liegt uns auch der Schutz und die Förderung typischer Tier- und Pflanzenarten einer Streuobstwiese am Herzen.

Seit November 2015 pflegt der BUND Bochum eine Streuobstwiese in Bochum-Laer

Aktuelle Informationen zu unserer Wiese findet Sie auf unserer Wiesen-Facebook-Seite

Seit 2017 entwickeln wir außerdem mit Unterstützung des Umwelt- und Grünflächenamtes Bochum eine bunt blühende Glatthaferwiese und untersuchen die Pflanzen-, Tier- und Pilzwelt. Und schon mal vorab:

Artenspektrum auf der Naturschutzwiese im August 2022 (© Armin Jagel)  (© Armin Jagel)

Bisher haben wir 1519 Arten auf der Wiese nachgewiesen!

Zu den Pflanzen kommen sie hier!

Zu den Tieren hier!

Zu den bedeutendsten Arten gehören sicherlich die, die in den Roten Listen des Landes Nordrhein-Westfalen ganz oben geführt werden. Bei den Pflanzen sind dies zwei Arten, die durch unsere Pflege aus der Samenbank des Bodens reaktiviert wurden: das Deutsche Filzkraut (Filago germanica, RL NRW 1 - vom Aussterben bedroht) und das Acker-Quellkraut (Montia arvensis, RL NRW 2 - stark gefährdet). Beide sind im Prinzip keine Wiesenarten, sondern gelten eher als (heute fast ausgestorbene) Ackerunkräuter. Man darf sich dabei aber nicht vorstellen, dass Wiesen früher so dicht und kompakt entwickelt waren wie heute, sondern es gab immer auch offene Stellen in ihnen, in denen Ackerunkräuter auftraten. Die beiden Arten konnten auf unserer Fläche wohl deswegen so lange überleben, weil sie in den letzten 100 Jahren niemals landwirschaftlich genutzt wurde. Aus der Gruppe der Pilzen fanden wir die interessante Puppenkernkeule (Cladiceps militaris - RL NRW 2), die auf vergrabenen Schmetterlingsraupen wächst.  Bei den Tieren dürfte die Ulmen-Gelbeule (Xanthia gilvago) einer der spektakulärsten Funde sein, er ist in NRW stark gefährdet (RL 2) und in unserem Raum, der schon zum Bergischen Land gehört. sogar vom Aussterben bedroht (RL 1), genau wie die Olivgrüne Eicheneule (Dryobotodes eremita). Stark gefährdet im Bundesland wie im Bergischen Land ist außerdem die Schmalflügelige Holzeule (Lithophane semibrunnea). Im Jahr 2021 tauchte das erste mal die Witwenblumen-Sandbiene (Andrena hattorfiana) auf, die auf das Vorkommen der Acker-Witwenblume angewiesen ist und deswegen in ganz NRW sehr selten geworden ist. Darüber hinaus haben wir noch eine Reihe weiterer gefährdeter und geschützer Arten auf unserer Wiese nachweisen können. Eine erste Zusammenstellung aller bis Ende 2019 gefundenen Arten finden sie hier.

Einleitung

Die Fläche haben wir von der Stadt gepachte, sie befindet sich in Bochum-Laer im Ruhrgebiet (NRW) an der Schattbachstraße Ecke Am Palmberg. Mittlerweile haben wir bereits eine Wildhecke, als typisches Strukturelement einer Streuobstwiese, und mehrere neue Obstbäume gepflanzt. Zudem wurden an verschiedenen Stellen Vogelnistkästen angebracht. Wir bieten öffentliche Termine im Rahmen der Mahd an, wo sich jede*r beteiligen kann. Auch der praktische Teil unseres jährlich stattfindenen Obstgehölz-Schnittkurses findet auf der Wiese statt.

Wieso sind Obstwiesen so wertvoll?

BUND-Obstwiese im April  (© Armin Jagel)

Obstwiesen besitzen einen hohen ökologischen Wert. Sie erhöhen die Biodiversität, bieten vielen Tierarten Nahrung und Unterschlupf und bereichern das Landschaftsbild durch ihre Blütenpracht. Dabei sind gerade alte hochstämmige Obstbäume, die Baumhöhlen und Totholz aufweisen, von Bedeutung. Auf ihnen leben viele Insekten und Spinnentiere, die wiederum als Nahrung für Vögel und Säugetiere dienen. Bei richtiger Pflege kann auch die Anzahl der Pflanzenarten auf einer Obstwiese ausgesprochen hoch sein.

Warum greift der Mensch in das Ökosystem Obstwiese ein und lässt der Natur nicht freien Lauf?

Obstgehölzschnitt auf der Naturschutzwiese Obstgehölzschnitt auf der Naturschutzwiese  (© BUND Bochum)

In der Natur kommen Obstwiese nicht vor, sondern sie werden vom Menschen angelegt. Für den Erhalt müssen sie regelmäßig durch Gehölzschnitt und Mahd oder Beweidung gepflegt werden. Geschieht dies nicht, erobern nach und nach andere Gehölze die Fläche zurück. Werden Obstgehölze nicht gepflegt, führt dies zu einer kürzeren Lebensdauer der Bäume, wodurch sie das Alter, in dem sie ihren höchsten ökologischen Wert aufweisen, nicht erreichen können.

Obst - Wiese, eine Streuobstwiese ist mehr als Obst!

Wanzen-Grabwespe (Astata boops, Crabronidae, Spheciformis/Grabwespen, Hymenoptera/Hautflügler) auf Wilder Möhre (Daucus carota). Die Weibchen legen die Eier im Boden auf Baumwanzenlarven ab, die sie in das Nest gezogen haben  (© Armin Jagel, 24.07.2018)

Wie es der Name bereits sagt, besteht eine Obstwiese nicht nur aus Obstbäumen, sondern diese stehen auf einer Wiese. Die hohe Artenvielfalt, die den Obstwiesen zugeschrieben wird, hängt zum größten Teil damit zusammen. Da in unserem Raum eine klassische Wiesennutzung zur Gewinnung von Heu heute keine Rolle mehr spielt, wird die Wiese unter den Bäumen (die sog. Unternutzung) meist vernachlässigt. Kaum eine solche Wiese verdient heute noch daher die Bezeichnung Wiese. Oft handelt es sich um Vielschnittrasen oder Weiden. Die Artenvielfalt einer Mähwiese geht dadurch verloren

Mit Unterstützung des Umwelt- und Grünflächenamtes Bochum entwickeln wir daher auf der Naturschutzwiese wieder eine bunt blühende Wiese, die sich so entwickeln soll, wie das im 19. Jahrhunderts der Fall war. Viele typische, bunt blühende Wiesenarten sind bereits vorhanden, sie müssen aber gefördert werden, um nicht zwischen den häufigen Gräsern unterzugehen. Da eine Beweidung durch Schafe dafür nicht geeignet ist, mähen wir - einmal im späten Frühjahr und einmal im Spätsommer - und räumen das Mahdgut ab, um die über die Jahre angereicherten Nährstoffe zu reduzieren. Die Mahd erfolgt weitgehend nach alter klassischer Methode mit der Sense. 

Apfelernte zusammen mit den Anwohner*innen

Apfelangebot für die Anwohner und Passanten außerhalb der Pflückzeiten

Damit sich die Pflanzen- und Tierwelt, unter denen sich auch eine Reihe gesetzlich geschützter und gefährdeter Arten befinden, ungestört entwickeln können, ist die Wiese von einem Zaun umgeben und das Betreten für Unbefugte verboten. Entsprechende Schilder wurden von der Stadt Bochum aufgestellt.

Zur Reife der Äpfel erfolgt die Ernte zusammen mit den Anwohner*innen des Stadtteils. Hierzu wird die Wiese einmal in der Woche nach Ansage geöffnet und es kann sowohl Fallobst aufgelesen, als auch reife Äpfel von den Bäumen gepflückt werden. Hierzu können Leitern und Pflückgeräte mitgebracht werden. Bitte schreiben Sie uns eine Mail an info(at)botanik-bochum.de, dann nehmen wir Sie in den Verteiler auf, in dem wir über die Sammeltermine informieren.

Äpfel, die von außen erreichbar sind oder außerhalb des Zaunes herunterfallen, können gerne jederzeit geerntet werden. Das Herunterknüppeln von Äpfeln oder das Abbrechen von Ästen ist selbstverständlich nicht erlaubt, weil es die Bäume schädigt. Fallobst von der Wiese wird auch während der Woche von Mitgliedern der BUND-Arbeitsgruppe gesammelt und in Behältern vor dem Zaun zur Verfügung gestellt, wo sie von Passant*innen für den Eigengebrauch mitgenommen werden können. Bitte denken Sie dabei an Ihre Mitmenschen und lassen sie noch etwas für den nächsten im Korb.

Literatur zum Weiterlesen:

FRIEDRICH, G.; Petzold, H. 2008: Handbuch Obstsorten. 300 Obstsorten in Wort und Schrift. Stuttgart.

HEESFELDER MÜHLE e.V. (Hrsg.) 2004: Anlage und Pflege von Streuobstwiesen. Modellvorhaben "Obstwiesenschutz NRW" Region Süderbergland. Halver.

RIESS, H. W. 2015: Obstbaumschnitt in Bildern. Kernobst - Steinobst - Beerensträucher - Veredelung. 32. Auflage, München.

SANDERS, R. 2012: Das Apfel-Buch. Bielefeld.

STANGL, M. 2007: Obstbaumschnitt. 7. Auflage, München.