Kreisgruppe Bochum

Die ersten im Jahr - Schneeglöckchen

Blühendes Schneeglöckchen auf einem Zierrasen in Ehrenfeld  (© Armin Jagel)

Zu den frühesten unter den Frühblühern gehört das Schneeglöckchen. Es blüht bereits im Winter und wie der Name schon sagt, sogar im Schnee. Zu einer Zeit, wo die Natur noch weitgehend schläft. In Bochum ist das Schneeglöckchen im Wesentlichen eine Zierpflanze, heimisch ist es in ganz NRW nicht. Da es aber leicht verwildert, tritt es nicht nur im Siedlungsbereich an Gebüschrändern und in Zierrasen auf, sondern auch in der sog. "freien Natur", z. B. an Bächen und in der Ruhraue. Ursprüngliche Wildvorkommen des Schneeglöckchens gibt es in den Alpen, weswegen die Art auch gesetzlich geschützt ist, ja sogar zu den seltenen Pflanzenarten gehört, die "planungsrelevant" sind ("FFH-Art"). Eine sehr unglückliche Wahl, weil das zu Missverständnissen führt, denn die Art als solche ist in ganz Deutschland über die Verwilderungen eingebürgert und häufig. Und auf all diese Vorkommen trifft der Schutzstatus nicht zu.

Schneeglöckchen-Zwiebel im Winter (links) und zur Blütezeit (rechts)  (© Annette Höggemeier)

Das Schneeglöckchen ist ein Winterblüher. Warum kann es so früh blühen? Es gehört zu den Geophyten und überdauert den Großteil des Jahres als Zwiebel im Boden. Im Frühling wird der durch Photosynthese in den Blättern gebildete Zucker in die Zwiebel im Boden verlagert. Im Spätwinter kann es diese Nährstoffe abrufen und schon loslegen, wenn die meisten anderen Arten noch auf die wärmende Sonne und längere Tage warten. Wenn das Schneeglöckchen die Blätter und die Blüte gebildet hat, ist die Zwiebel völlig leergepumpt.

Schlaffe Schneeglöckchen aufgrund von Frosttrocknis  (© Armin Jagel)

Die Blütezeit im Winter birgt aber auch Risiken. Bei lang andauernden Frösten fallen die Schneeglöckchen regelrecht um und liegen schlaff am Boden. Das gleiche kennt man z. B. auch von Christrosen. Es sind dabei aber nicht die tiefen Temperaturen unmittelbar, die ihnen zu schaffen machen, sondern der gefrorene Boden. Wenn tagsüber die Sonne scheint, verdunstet an den Blättern Wasser, was über die Wurzeln nicht ausgeglichen werden kann, weil das Wasser im Boden gefroren ist. Dies führt zur sog. Frosttrocknis. Bei viele exotische Zierpflanzen in unseren Gärten, besonders bei den immergünen, kann es zu Schäden oder gar zum Tod kommen. Die Pflanzen erfrieren dabei nicht, sondern sie verdursten. Heimische Arten, wie das Schneeglöckchen, sind auf solche Bedingungen eingestellt und halten lange durch. Wenn der Boden wieder auftaut, kann das Schneeglöckchen Wasser nachsaugen und richtet sich wieder auf.

Schneeglöckchen mit gefüllten Blüten (Galanthus nivalis 'Flore Pleno')  (© Armin Jagel)

Das bisher beschriebene Schneeglöckchen heißt wissenschaftlich Galanthus nivalis und man müsste es botanisch korrekt "Kleines Schneeglöckchen" nennen. Es ist die einzige in Deutschland ursprüngliche Schneeglöckchen-Art. Kennzeichnend für sie sind die schmalen, parallelrandigen, blaugrünen Blätter und eine V-förmige, grüne Zeichnung auf den inneren Blütenblättern. In unseren Gärten gibt es viele gärtnerisch erzeugte Sorten des Kleinen Schneeglöckchens, z. B. mit gefüllten Blüten. Außerdem werden bei uns im Gartenhandel regelmäßig noch zwei weitere Arten angeboten, die ebenfalls verwildern können.

Großblütiges Schneeglöckchen  (© Armin Jagel)

Das Großblütige Schneeglöckchen (auch Elwes-Schneeglöckchen genannt, Galanthus elwesii) hat - wie das Kleine Schneeglöckchen - blaugrüne Blätter, die aber viel breiter sind. Außerdem ist die grüne Zeichnung auf den inneren Blütenbättern viel variabler: sie kann zwar auch V-förmig sein, hat aber oft viel mehr Grünanteil, der Fleck ist oft zweigeteilt. Das Großblütige Schneeglöckchen ist von Südosteuropa über die Türkei bis in die Ukraine verbreitet.

Woronow-Schneeglöckchen  (© Armin Jagel)

Die dritte Art ist das Woronow-Schneeglöckchen (Galanthus woronowii). Die grüne Zeichnung auf den inneren Blütenblättern ist V-förmig (aber zur Blütenmitte hin wie gerade abgeschnitten) oder besteht aus zwei nebeneinander liegenden, voneinander getrennten grüne Flecken. Die Blätter sind breit und dunkelgrün. Es kommt im Nordosten der Türkei und dem Kaukasus wild vor.

Armin Jagel (10.03.2017)

Literatur zum Weiterlesen

BUCH, C. & JAGEL, A. 2018: Galanthus nivalis, G. elwesii und G. woronowii – Schneeglöckchen im Garten (Amaryllidaceae). Link: http://www.botanik-bochum.de/jahrbuch/Galanthus_nivalis.pdf