Kreisgruppe Bochum

Erdbeeren, die nicht schmecken - Indische Scheinerdbeeren

Erdbeeren in der Stadt? Nicht alles, was so aussieht, ist eine Erdbeere.  (© Armin Jagel)

In Zierrasen und auf Bürgersteigen - selbst in der Innenstadt - wachsen mittlerweile Erdbeeren. Manche wissen noch, wie lecker die kleinen, heimischen Wald-Erdbeeren schmecken - im Vergleich zu den oft wunderbar aussehenden, aber nahezu geschmacklosen Erdbeeren aus dem Supermarkt. Doch die Entäuschung ist vorprogrammiert. Die neuen Erdbeeren schmecken nicht, denn es sind keine Wald-Erdbeeren, sondern Indische Scheinerdbeeren. Und selbst auf Waldwegen wächst diese Art ausgesprochen gerne, also genau dort, wo auch die Wald-Erdbeere wachsen kann.

Wald-Erdbeere mit Blüte und Frucht.  (© Armin Jagel)

Die Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) findet man heute in Bochum nicht mehr häufig im Wald, im Gebüsch und auf Wiesen, wie das im 19. Jahrhundert noch der Fall war. Dafür wächst sie jetzt eher auf Industriebrachen.

Indische Scheinerdebeere in einem Zierrasen in der Bochumer Innenstadt.  (© Armin Jagel)

Die Indische Scheinerdbeere (Duchesnea indica = Potentilla indica) ist ein Neophyt aus Süd- und Ostasien. Sie ist besonders durch das Angebot als Bodendecker im Gartenhandel zu uns nach Europa gekommen und wird sogar als Ampelpflanze und  Zimmerpflanze angeboten. In Deutschland tritt sie schon über 100 Jahre auch verwildert auf, aber erst in den 1990er Jahren begann sie sich, in NRW an vielen Stellen einzubürgern und sie breitet sich auch heute immer noch aus. Im Bochumer Raum war sie schon sehr früh zu finden.

Wald-Erdbeere (links) und Indische Scheinerdbeere (rechts) im Vergleich  (© Armin Jagel)

Wenn beide Arten blühen, ist ihre Unterscheidung ganz einfach. Die Wald-Erdbeere blüht weiß, die Indische Scheinerdbeere gelb. Fruchtende Pflanzen kann man gut an ihren Außenkelchen unterscheiden. Unterhalb der Frucht sitzt bei beiden Arten zunächst ein Kreis von spitzen, grünen Kelchblättern. Dann folgt zusätzlich ein zweiter Kreis von fünf Außenkelchblättern. Bei der Wald-Erdbeere sind sie klein und rückwärts gerichtet, bei der Indischen Scheinerdbeere groß, auffällig gekerbt und stehen meist strahlenförmig ab. Auch bei den Laubblättern kann man Unterschiede erkennen, denn die der Wald-Erdbeere sind spitzer gezähnt.   

Zum Glück führt die Verwechslung beider Arten nicht zu ernsthaften Problemen, weil die Früchte der Scheinerdbeere nicht giftig sind. Ansonsten würde man sicherlich darüber in der Presse hören und lesen, denn man sieht regelmäßig Naturverbundene, die Früchte pflücken, kosten oder sogar ganze Körbchen damit füllen. Die Beeren sind zwar essbar, sie schmecken aber, je nach persönlichem Empfinden, pfad bis bitter - oder auch nach Wassermelone. In anderen Ländern wird die Indische Scheinerdbeere in der Volksmedizin verwendet, zum Beispiel zur Blütverdünnung, als Fiebersenkungsmittel, gegen Magenverstimmungen sowie Hautkrankheiten und bei Insektenbissen. In China wird untersucht, inwieweit sie auch gegen den HI-Virus oder Krebs eingesetzt werden kann.

Dieser Text wurde von Armin Jagel verfasst (Stand: 20.01.2017).

Literatur zum Weiterlesen:

DÜLL, R. & KUTZELNIGG, H. 2016: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. – Wiebelsheim.

O’BRIEN, M. 2006: The Wild Indian Strawberry or Mock Strawberry (Duchesnea indica). - Bellarmine Univ. Link: http://www.bellarmine.edu/faculty/drobinson/IndianStrawberry.asp