Kreisgruppe Bochum

10.04.2017, Exkursion: Pflanzenwelt in Bochum - Bövinghauser Bachtal in Dortmund-Holte

Erläuterungen zum Gebiet  (© BUND Bochum)

Im Norden Bochums befindet sich das Bövinghauser Bachtal, das vom Bövinghauser Bach (streckenweise auch Harpener Bach genannt) durchflossen wird. Der südwestliche Teil liegt auf Bochumer Gebiet und stellt das NSG Oberes Ölbachtal dar. Der auf Dortmunder Gebiet liegende Anteil wird NSG Ölbachtal genannt. In diesen Teil direkt an der Bochumer Grenze führte unser Abendspaziergang auf der Suche nach frühblühenden Arten, insbesondere den Frühjahrsgeophyten des Waldes. All diese Arten kommen auch auf Bochumer Seite vor, nur dass sie dort schlechter zu erreichen sind. Auf dem Weg zu den interessantesten Waldbereichen blühte am Wegrand die aus Gärten stammende Silberblättrige Goldnessel (Lamium argentatum), die Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum), die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) und die Indische Scheinerdbeere (Duchesnea indica). Die Schlehen (Prunus spinosa) und das März-Veilchen (Viola odorata) sind noch früher dran und waren daher bereits verblüht.

Gefingerter Lerchensporn (Corydalis solida), Samen mit Elaiosom in Vergößerung (oben rechts)  (© Armin Jagel)

Eine Besonderheit des Waldes sind die ansehnlichen Bestände des Gefingerten Lerchensporns (Corydalis solida). Die Tragblätter der Blüten sind tief geteilt, wodurch sich die Art vom Hohlen Lerchensporn (Corydalis cava) unterscheidet, der eher in Kalkgebieten wächst, aber auch in Bochum ein Vorkommen hat. Wie viele andere Waldpflanzen wird auch der Lerchensporn durch Ameisen ausgebreitet. Hierzu bildet er an jedem Samen einen auffälligen Ölkörper (Elaiosom), dessen Geruch von den Ameisen wahrgenommen wird. Sie schleppen den Samen mit dem Elaiosom in ihr Nest, entfernen dort den als Nahrung dienenden Ölkörper und bringen den bloßen Samen wieder aus dem Nest heraus. So gelangt dieser an eine andere Stelle des Waldes, wo er keimen und zu einer neuen Pflanzen heranwachsen kann. Im Ruhrgebiet steht der Gefingerte Lerchensporn als gefährdet auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten (RL 3).

Moschuskraut (Adoxa moschatellina) im Bövinghauser Bachtal  (© Armin Jagel)

Eine weitere regionale Kostbarkeit des Bövinghauser Bachtals ist das Moschuskraut (Adoxa moschatellina). Es hat einzigartige, würfelförmige Blütenstände mit jeweils fünf grünen Blüten. Wenn die Pflanzen verwelken, ist ein schwacher Moschusgeruch wahrzunehmen. Wie der Lerchensporn ist auch das Moschuskraut im Ruhrgebiet mittlerweile selten geworden.

Entlang der kleinen Bachzuläufe blüht außerdem das gelbgrüne Gegenblättrige Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium), dass als montane Art das naheliegende Bergland anzeigt.

Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia): Sporophyllstände (links) und vegetative Triebe (rechts)  (© Armin Jagel)

Der eindrucksvolle Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia) gehört zu den Farngewächsen, also zu den Sporenpflanzen. hier im Bövinghauser Bachtal wächst er auf einem feuchten Hang. Seine jungen Sprosse schieben sich bereits früh aus dem Boden, wobei man zwischen zwei unterschiedlichen Typen unterscheiden kann. Die zuerst erscheinenden Sprosse weisen kein Blattgrün auf und tragen an der Spitze die Sporophyllstände, an denen die Sporen gebildet werden. Sie werden nur etwa 40 cm groß und gehen nach dem Ausstreuen der Sporen schnell zugrunde. Die etwas später erscheinenden Triebe sind grün und betreiben Photosynthese. Sie können bis zu 2 m groß werden und überdauern die Vegetationsperiode, bis sie am Ende des Jahres absterben. Der Riesen-Schachtelhalm ist die bei Weitem größte Schachtelhalm-Art in Deutschland. In NRW liegt einer der Verbreitungsschwerpunkte auf den Emschermergeln im Ruhrgebiet, wo sie aber mittlerweile als gefährdet in der Roten Liste geführt wird.

(Bericht von Armin Jagel, 10.04.2017)

Literatur zum Gebiet:

WEISER, B. & JAGEL, A. 2011: Flora, Vegetation und Avifauna im Bövinghauser Bachtal an der Grenze zwischen Bochum und Dortmund (Westfalen). – Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 2: 10-51. Link: http://www.botanik-bochum.de/publ/OVBBV2_3_WeiserJagelBoevinghauserBachtal.pdf

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