14.08.2017, Exkursion: Ruhrufer zwischen Alter Fähre und Kemnader Brücke in Stiepel
Das Ruhrufer in Bochum-Stiepel zwischen Alter Fähre und Kemnader Brücke wird vom alten Leinpfad begleitet, den wir entlang gingen. Da die Ruhrufer schon seit Beginn des Steinkohleabbaus in Bochum und der Verschiffung der Kohle auf der Ruhr befestigt sind, ist die Ruhr an ein festes Bett gebunden, das sie nur bei Hochwasser verlassen kann. Typische sommerliche Schotterfluren findet man auf Bochumer Gebiet am Ruhrufer daher heute nicht mehr. Uferpflanzen wachsen flussbegleitend überwiegend in einem schmalen Saum und auf den Buhnen, Wasserpflanzen vor allem zwischen den Buhnen.
In den Ufersäumen kann man auch im August noch eine Menge bunt blühende, heimische Arten finden, wie z. B. Gewöhnlichen Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Wolfstrapp (Lycopus europaeus) und Sumpf-Ziest (Stachys palustris), die allesamt von einer Fülle verschiedener Insekten besucht und bestäubt werden. Verblüht und schon fruchtend wachsen hier eine Reihe Arten, deren Blätter sich so stark ähneln, dass man sehr genau hinschauen muss, um die Vielfalt zu erkennen: Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Kalmus (Acorus calamus), Aufrechter Igelkolben (Sparganium erectum), Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia) und Wasser-Schwaden (Glyceria maxima). An einer Stelle fanden wir den Fluss-Ampfer (Rumex hydrolapathum), der an der Ruhr seine lokale Südgrenze erreicht und südlich davon nur noch sehr selten vorkommt.
In strömungsberuhigten Bereichen findet man kleine Schwimmpflanzen, wie die Kleine Wasserlinse (Lemna minor), die noch kleinere Winzige Wasserlinse (Lemna minuta) und die Vielwurzelige Teichlinse (Spirodela polyrhiza), die sogar als gefährdet auf der Roten Liste der Pflanzen in NRW steht. Unter Wasser treiben die Schmalblättrige Wasserpest (Elodea nuttalii) und Ähriges Tausenblatt (Myriophyllum spicatum).
Reichlich vertreten sind auch die Neophyten aus verschiedenen Regionen der Welt, die hier schon seit langem eingebürgert sind. Besonders auffällig sind in diesem Ruhrabschnitt z. B. die Riesen-Goldrute (Solidago gigantea), Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) und streckenweise der Topinambur (Helianthus tuberosus), dessen Knollen man in der Pfanne bruzzeln kann. Außerdem hat sich hier die im Garten gern gesehene Nachtviole (Hesperis matronalis) eingefunden.
Besonders interessant ist die am Ruhrufer nicht seltene Europäische Nesselseide (Cuscuta europaea). Bei ihr handelt es sich um eine heimische Pflanzenart, die man etwas unschön als Parasit oder Schmarotzer bezeichnet, weil sie kein eigenes Blattgrün (Chlorophyll) besitzt und daher zum Überleben auf die Unterstützung anderer Pflanzen angewiesen ist. Sie zapft über Saugnäpfe die sog. Wirtspflanzen an, um an deren Nährstoffe zu gelangen. Die Europäische Nesselseide wächst hauptsächlich auf Großer Brennnessel (Urtica dioica) und Hopfen (Humulus lupulus), die als typische Auenpflanzen an der Ruhr reichlich vorhanden sind. Überraschend war aber, dass wir die Nesselseide auch auf der neophytischen Goldrute (Solidago gigantea) fanden.
Am Leinpfad wuchsen auch Ruderalarten, die mit der Ruhr eigentlich nichts zu tun haben, wie z. B. Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli), Rispen-Hirse (Panicum miliaceum), Fuchsrote Borstenhirse (Setaria pumila), Hederich (Raphanus raphanistrum) und Grünähriger Fuchsschwanz (Amaranthus powellii), deren Samen hier vielleicht beim letzten Hochwasser abgelagert wurden. Sie gehören aber nicht zum charakteristischen Inventar der Ruhrufer und werden hier im nächsten Jahr wieder verschwunden sein.
(Bericht von Armin Jagel, 14.08.2017)
Ein weiterer Bericht einer Tour de Ruhr in Bochum
Exkursionsbericht des Bochumer Botanischen Vereins vom 01.08.2010: Tour der Ruhr - Kanu-Botanik zwischen Bochum-Stiepel und Bochum Dalhausen (mit Gesamtartenliste der gefundenen Arten).
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