Kreisgruppe Bochum

16.04.2018, Exkursion: Pflanzenwelt in Bochum - NSG Tippelsberg-Berger Mühle in Bergen

Gewöhnliches Buschwindröschen (Anemone nemorosa) im Berger Tal in Bochum  (© Armin Jagel)

"Dieses ThaI, eines. der anmutigsten und botanisch reichhaltigsten, ist ringsum von Wald umgeben, so dass man dort von der alles überwuchernden und umgestaltenden Industrie, von den hohen Schornsteinen der Umgebung so gut wie nichts wahrnimmt; man findet dort ein Fleckchen Erde, wo die Natur, noch unbeeinflusst und ungehemmt durch das Vordringen der menschlichen Thätigkeit, in ursprünglicher Fülle und Mannigfaltigkeit ihre Schöpferkraft entfaltet. In diesem Thale fließt auch einer der wenigen Bäche, die klares Wasser führen".

So beschreibt HUMPERT im Jahr 1887 das heutige Naturschutzgebiet, das in der Bevölkerung Berger Tal oder auch Zillertal genannt wird. Schon früh im Jahr blühen hier Frühjahrgeophyten im Wald, wie z.B. Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) oder Buschwindröschen (Anemone nemorosa).

Rispen-Segge (Caex paniculata) im Berger Tal  (© Armin Jagel)

Leider hat sich das Gebiet in den letzten Jahren und Jahrzehnten zum immer noch Schlechteren entwickelt. Früher gab es hier in den ganz feuchten und nassen Bereichen große regionale floristische Seltenheiten wie Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica) und Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), die seit einigen Jahren ausgestorben sind. Viele Bereiche sind eutrophiert (Pferde- und Hundekot, allgemeiner Nährstoffeintrag durch die Luft), trocknen aus, verbuschen und die Ufer der Bäche werden durch Mensch und Tier zertreten. Und so ist nun seit ein paar Jahren auch das Moschuskraut (Adoxa moschatellina) verschwunden. An einer ganz versteckten Stelle gibt es ein kleines Restvorkommen des bei uns sehr seltenen Gold-Hahnenfußes (Ranunculus auricomus), aber auch das ist nur noch eine Frage der Zeit. Sehr viel seltener geworden ist ebenfalls die Rispen-Segge (Carex paniculata), deren mächtige Bulte nur noch in wenigen Exemplaren zu finden sind.

Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia) im Berger Tal  (© Armin Jagel)

Zwar auch zurückgegangen, aber trotzdem noch relativ häufig, wächst auf der sumpfigen Talsohle der eindrucksvolle Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia), eine der charakteristischsten Arten des Gebietes. Er bildet zwei unterschiedliche Triebe aus: chlorophyllhaltige grüne, die der Photosynthese dienen und damit der Ernährung der Pflanze, und chlorophylllose Triebe (s. Abb.), die an der Spitze Sporophyllstände tragen. Sie bilden die Sporen, mit denen sich die Art ausbreitet.

Bärlauch (Allium ursinum) im Berger Tal  (© Armin Jagel)

Eine Pflanzenart im Naturschutzgebiet hat eine ganz andere Entwicklung hinter sich: der Bärlauch (Allium ursinum). Noch vor etwa 20 Jahren gehörte er zu den großen Seltenheiten der Stadt und der Region, im Bochum-Herner Raum gab es lediglich zwei Wildvorkommen. Das Vorkommen im Berger Tal ist seit HUMPERT bekannt.

Dann plötzlich Anfang des neuen Jahrhunderts breitete sich die Art in ganz Westfalen aus, wohl auch im Zuge des Hypes um die Verwendung der Blätter als Gewürz in allen möglichen Lebensmitteln, vom Käse bis zur Leberwurst. Die Art wurde vermehrt in Gärten gepflanzt und verwilderte daraus. Im Berger Tal wuchs sie früher lediglich in einem kleinen Bestand in einem Seitental. Heute findet man sie im gesamten Bachtal und sie wächst hier außerdem an Waldwegrändern. In Bochum ist der Bärlauch mittlerweile in zahlreichen Gebüschen und Waldstücken heimisch geworden.

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