Kreisgruppe Bochum

07.10.2018, Exkursion: Pflanzenwelt in Bochum - evangelischer Friedhof an der Matthäuskirche in Weitmar

Strukturvielfalt auf dem Matthäusfreidhof in Weitmar  (© Armin Jagel, 07.10.2018)

Friedhöfe haben heute ein bedeutende Rolle für die Artenvielfalt im Stadtgebiet. Hier gibt es nicht nur auf den Gräbern, sondern auch auf Rasen- und Wiesen, in Gebüschen sowie auf Kieswegen, wenn sie nicht gespritzt werden, interessante Pflanzenarten zu finden. Oft wachsen sogar Arten, die sonst im Stadtgebiet selten oder gar nicht mehr zu finden sind.

Spießblättriges Tännelkraut (Kickxia elatine) auf dem Matthäusfriedhof in Weitmar  (© Armin Jagel, 21.09.2013)

Hierzu gehört z. B. das Spießblättige Tännelkraut (Kickxia elatine), eine unauffällige Art auf Wegen und auf Gräbern. Ihren Schwerpunkt hatte die Art früher auf Äckern in den Kalkgebieten des Landes, kam aber in Bochum auch im 19. Jhd. schon auf Brachflächen vor. Heute sind die Ackervorkommen landesweit so gut wie erloschen, nur in Acker-Schutzprogrammen kann man sie noch finden. Zum Glück hat sich das Spießblättrige Tännelkraut aber in anderen, nicht vergifteten Lebensräumen halten können, wie z. B. an Stauseeufern im Sauerland, in Sandgruben am Niederrhein oder eben auf vielen Friedhöfen (mehr darüber bei Jagel & Unterladstetter 2018)

Gefleckte Schiefblatt-Wolfsmilch (Euphorbia maculata) auf einem Grab  (© Armin Jagel, 30.09.2017)

Auch eine Reihe interessanter Neophyten haben auf Friedhöfen einen Lebensraum gefunden. Sie werden meist über die Baumschulen und die Friedhofsgärtnereien verschleppt und sind daher oft zunächst nur auf Friedhöfen zu finden. Ein Beispiel ist die Gefleckte Wolfsmlich (Euphorbia maculata) aus Amerika, die heute so gut wie auf jedem Friedhof wächst und hier Gräber und Kieswege besiedelt. In den 1990er Jahren war sie in NRW noch sehr selten, heute findet man sie besonders im Stadtgebiet auch schon außerhalb von Friedhöfen auf Bürgersteigen.

Kriechender Sauerklee (Oxalis repens) auf einem Friedhof  (© Armin Jagel, 27.09.2015)

Eine anderes neophytisches Unkraut, das schon sehr viel länger bei uns heimisch geworden ist, ist der Kriechende Sauerklee (Oxalix repens) aus dem Mittelmeergebiet. Dem Gärtner ist er ein Graus, weil er tief wurzelt und daher kaum zu entfernen ist. Spätestens aber im blühenden Zustand kann man ihn auch als hübschen Bodendecker betrachten. Wie die Gefleckte Wolfsmilch hat der Kriechende Sauerklee dunkelrotgrüne Blätter, wodurch er sich von dem nahe verwandten Hornfrüchtigem Sauerklee (Oxalis corniculata) unterscheidet. 

Buchsbaumhecke (Buxus sempervirens), geschädigt durch den Buxbaumzünsler  (© Armin Jagel, 30.04.2018)

Besonders auffällig auf dem Weitmarer Friedhof sind die Schäden an Buchsbaumhecken, die durch den Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) hervorgerufen wird. Nachdem der Buchsbaum, der bei uns in NRW nicht heimisch ist, schon von vielen verschiedenen Krankheiten betroffen war, ist der Schaden durch die Schmetterlingsraupen des Zünsler so groß, dass man Buchsbaum kaum noch pflanzt und durch andere Arten ersetzt, wie z. B. durch die heimische Eibe (Taxus baccata) oder die aus Ostasien stammende Japan-Stechpalme (Ilex crenata).