Kreisgruppe Bochum

Bochum-Stiepel: Freistellung der Mauer am Kemnader See

Mauerlebensräume nehmen in Bochum immer weiter ab. Sie stellen aber wichtige Ersatzlebensräume für ganz besondere Blütenpflanzen, Moose, Flechten und Tiere dar, die sich auf solche Standorte spezialisiert haben.

So sah die Mauer vor der Aktion aus  (© Corinne Buch)

Aktion am 03.09.2016

In Bochum-Stiepel gibt es eine Mauer, die möglicherweise schon 150 Jahre alt ist. Sie liegt am Kemnader See im Bereich Oveney und stützt dort die Fläche, auf der die ehemalige Zeche Gibraltar steht. Auf dieser Mauer wachsen neben vielen typischen Mauerpflanzen, wie z. B. Mauerzymbelkraut (Cymbalaria muralis), Mauerraute (Asplenium ruta-muraria), Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes) und Hirschzunge (Asplenium scolopendrium), auch einige Arten, die für die Bochumer Flora von besonderer Bedeutung sind. 2007 wurde hier das erste und bisher einzige Vorkommen des Hügel-Weidenröschens (Epilobium collinum) in Bochum gefunden, eine nördlich der Ruhr sehr seltene Art. Außerdem findet man den Feld-Thymian (Thymus pulegioides) und den Wilden Dost (Origanum vulgare), die in Bochum nur noch selten zu finden sind. Seit Jahren war zu beobachten, dass die Mauer immer mehr mit Sträuchern überwachsen wurde, wohl auch, weil sie von einer Baumreihe am Seeufer immer stärker beschattet wird.

 (© Armin Jagel)

Mauerlebensräume nehmen in Bochum immer weiter ab. Sie stellen aber wichtige Ersatzlebensräume für ganz besondere Blütenpflanzen, Moose, Flechten und Tiere dar, die sich auf solche Standorte spezialisiert haben. Oft sind es Arten, die natürlicherweise auf Felsen leben. Offene Felsstandorte im Bochumer Raum, vorwiegend an der Ruhr zwischen Wetter und Essen, sind gerade in den letzten Jahren aber ebenfalls stark bedroht. Weil sie nahezu alle an Straßenböschungen liegen, wurden sie zur Sicherung für Autofahrer mit Stahlnetzen überzogen. Die Folge davon ist, dass sich zwischen Netz und Felsen Laub und Erde ansammelt und die Felsen dann von Brombeeren überwachsen werden und komplett zuwachsen. Einige Arten stehen in unserem Raum daher kurz vor dem Aussterben, wie die in NRW sehr seltene Pechnelke (Lychnis viscaria) in Witten an der Eisenbahnbrücke und der Saat-Hohlzahn (Galeopsis segetum) in Bochum-Dahlhausen an der Schwimmbrücke. Für die Felsen ist es bereits zu spät, der Mauer am Kemnader See aber wollten wir ihren Charakter wieder zurückgeben.  

Hier wird gearbeitet...  (© Armin Jagel)

Und so taten wir uns zusammen mit dem Bochumer Botanischen Verein und organisierten in Absprache mit dem Umweltamt Bochum und dem Freizeitzentrum Kemnade einen Aktionstag am 03.09.2016. Anhand einer kurzen Einführung und Pflanzenlisten wurde die Aktion erläutert und festgelegt, welche Pflanzen von der Mauer entfernt werden sollten und welche bleiben durften, weil sie in Bochum typisch für Mauern sind oder zumindest heute dort schwerpunktmäßig wachsen. Tatkräftig unterstützt wurden wir von den Mitarbeitern und Azubis der Grünen Schule Bochum. Tatsächlich schafften wir es an diesem Tag, die doch immerhin 200 m lange und 3 m hohe Mauer vom störenden Bewuchs zu befreien und hoffen nun, dass die typischen Mauerbewohner sich wieder ausbreiten bzw. neu ansiedeln können. 

Bericht von Armin Jagel, 04.09.2016

Bericht im Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins

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