Kreisgruppe Bochum

Neu in Bochumer Zierrasen - Der Bubikopf

Bubikopf in verschiedenen Sorten im Blumenhandel.  (© Armin Jagel)

Wahrscheinlich hat jeder Zimmerpflanzenfan schon einmal einen Bubikopf (Soleirolia soleirolii) auf der Fensterbank gehabt. Im Blumenhandel läuft er als "Grünpflanze", weil er eine Zimmerpflanze ohne prachtvolle Blüten ist. Dafür gibt es Zuchtsorten mit unterschiedlichen Blattfarben. Der Bubikopf stammt von westmediterranen Inseln (Balearen, Sardinien, Korsika) und rankt dort über feuchte Mauern und Felsen oder wächst am feuchten Waldboden. Seit über 100 Jahren gibt es den Bubikopf als Zierpflanze zu kaufen und er ziert seitdem die Fensterbänke. Relativ neu ist, dass er  auch bei uns im Freiland auftritt.

Bubikopf im Rasen in Bochum-Ehrenfeld.  (© Armin Jagel)

Seit mindestens 15 Jahren wächst er nun in Bochumer Zierrasen. Wahrscheinlich schon viel länger, denn er ist ziemlich unauffällig und man kann ihn leicht übersehen und für Moos halten. Wenn man ihn einmal erkennt, stellt man fest, dass er in Bochum gar nicht selten ist, man findet ihn zum Beispiel in Grumme an der Herderallee und der Margaretenstraße, in Ehrenfeld an der Danziger Straße, in Gerthe an der Heinrichstraße, in Wiemelhausen an der Querenburger Straße und in Langendreer an der Mansfelder Str. Meist wächst er in regelmäßig gemähten Zierrasen auf der Nordseite von Häusern in der Nähe der Hauswände, wo die Sonne nicht so häufig scheint. Bemerkenswert ist, dass der Bubikopf hier bereits sehr kalte Winter überlebt hat und das sogar bei -16 °C ohne eine schützende Schneedecke. Und schon trudeln bei den Vereinen besorgte Anfragen ein, wie man die Pflanze bekämpfen könne, weil sie das Gras verdänge.

Der Bubikopf Bestand vom vorherigen Bild nach Behandlung mit Salz.  (© Armin Jagel)

Das Bild zeigt das Ergebnis eines Versuchs, den oben abgebildeten Bestand mit Salz auszurotten. Man kann sich einen Eindruck machen, ob das Ergebnis besser gefällt. Es muss die Frage erlaubt sein, inweit der Bubikopf im Rasen denn stört. An den schattigen Stellen, wo er vorkommt, wächst meist sowieso kein Gras sondern Moos, weil die Wuchsbedingungen dafür geeigneter sind. Und genauso wie beim Moos führt eine Bekämpfung nicht dazu, dass danach auf Dauer Gras aufkommt. Eine Zeitlang wächst gar nichts mehr und dann kommen die Bekämpften wieder, sowohl das Moos als auch der Bubikopf. Im Winter bei Frost stirbt der Bubikopf oberflächlich ab, was in der Tat nicht nicht so schön aussieht, bis er im Frühjahr wieder austreibt. Wenn man also lieber Gras haben will, dann sollte man es gezielt mit einer besonders schattentolerante Grasmischung versuchen.  

Bubikopf-Blüten, weibliche Blüten oben, männliche Blüte unten.  (© Armin Jagel)

Eine interessant Frage ist, wie der Bubikopf eigentlich in den Rasen kommt. Lange Zeit haben sich Botaniker Szenarien konstruiert, dass Zweigstücke beim Umtopfen vom Balkon fallen und im darunterliegenden Rasen anwachsen. Viel einfacher ist aber die Erklärung, dass sich Bubikopf ganz normal über Samen ausbreitet, nur hat man die Bubikopf-Blüten lange übersehen. Sie sind nämlich kaum zu sehen und es gibt männliche und weibliche. Beide sind grün, die männlichen bilden vier Staubblätter, die weiblichen eine weißliche Narbe mit büscheligen Griffelästen. Und wenn man sich aus dem Bestand auf dem Rasen Ästchen pflückt, kann man vom Frühjahr bist zum Herbst Blüten daran finden. Zusätzlich trägt aber auch der Rasenmäher zur Ausbreitung des Bubikopfes bei, denn verschleppte Triebstücke wachsen gerne an anderen Stellen wieder an. Auf diese Art kann man die Pflanzen auch vermehren und wieder ins Zimmer holen, wenn sie dort - vielleicht durch zu starke Sonneneinstrahlung an einem Südfenster - vertrocknet ist.

Armin Jagel (31.03.2017).

Literatur zum Weiterlesen:

ADOLPHI, K. & SUMSER, K. 1991: Funde von Soleirolia soleirolii (REQ.) DANDY in Deutschland. - Florist. Rundbr. 25(1): 20-22.

JAGEL, A. & BUCH, C. 2008: Beobachtungen an einigen Neophyten im Bochumer Raum (Ruhrgebiet/Nordrhein-Westfalen). – Florist. Rundbr. 44: 44-59.  

JAGEL, A. & BUCH, C. 2012: Soleirolia soleirolii - Bubikopf (Urticaceae), Blütenbildung auch im Freiland. – Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 3: 285-289. Link: https://www.botanik-bochum.de/jahrbuch/Pflanzenportraet_Soleirolia.pdf