Kreisgruppe Bochum

Amphibienschutz 2024 in Bochum

Der BUND Bochum organisierte die Kontrollen während der Amphibienwanderungen an der Gräfin-Imma-Str. in Bochum-Stiepel und an der Höfestr. in Bochum-Laer

Das Projekt

Vorsicht! Kröten wandern!  (© Detlef Mährmann)

Ende Februar/Anfang März beginnt in Bochum die alljährliche Wanderung der Amphibien zu ihren Laichgewässern. An zahlreichen Orten müssen sie dazu Straßen überqueren und werden überfahren. Das Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt hatte alle Bochumer Naturschutzverbände um Mithilfe gebeten, beim Schutz der Amphibien im Jahr 2024 mitzuwirken. Der BUND Bochum beteiligte sich an der Betreuung des Amphibienzauns an der Gräfin-Imma-Str. in Stiepel und an der Rettung der Amphiben an der Höfestr. in Laer.

Gräfin-Imma-Str. in Bochum-Stiepel

An der tiefsten Stelle der Gräfin-Imma-Straße nördlich der Stiepeler Dorfkirche befinden sich Teiche auf beiden Seiten der Straße. Hier wurden Mitte Februar an der Straßenrändern Amphibienschutzzäune errichtet, die ingesamt eine Länge von etwa 625 m hatten. Den Auf- und Abbau des Zauns übernahm die Grüne Schule Bochum, wofür wir uns ganz herzlich bedanken!

Kontrollen des Amphibienzauns an der Gräfin-Imma-Str.  (© Holger Sense)

Am 22.02.2024 begannen die Kontrollen. An dem Abend gab es auch eine Einführung und Tipps zur Durchführung. Die Kontrollen wurden von mindestens zwei Personen jeweils morgens (vor Sonnenaufgang) und abends (nach Sonnenuntergang) durchgeführt. Treffpunkt war der große Parkplatz an der Stiepeler Dorfkirche. Die Tiere in den Eimern und dazwischen wurden nach Art und Geschlecht getrennt notiert und dann auf der anderen Straßenseite wieder ausgesetzt. Die Kontrollen dauerten bis zum 08.04.2024.

Erdkröten-Männchen im Eimer  (© BUND Bochum)

Die Anzahl der Erdkröten war mit großem Abstand am größten. Sie kamen mal alleine zu den Zäunen, mal trug ein Weibchen ein (oder auch zwei) Männchen auf dem Rücken. Bei weitem dominierten die Männchen, der Anteil der Weibchen war mit nur 8,5 % außergewöhnlich gering. Außerdem gab es aber auch Berg- und Teichmolche, Grasfrösche und ein paar wenige Wasserfrösche zu bewundern. 

Ergebnisse an der Gräfin-Imma-Str. (22.02.2024-07.04.2024)

Auf beiden Seiten der Straße liegen Laichgewässer und so wandern die Tiere schon auf dem Hinweg zu ihren Laichgewässern in beide Richtungen über die Straße. Theoretisch wandern sie nach dem Ablaichen zwar auch wieder zurück, die Rückwanderung läuft aber über einen längeren Zeitraum, sodass wir sie nicht vollständig erfasst haben. Wir können daher sicher nur sagen, wie viele Tiere wir über die Straße getragen haben (Shuttles), nicht wie vielen Tiere begegnet sind. Ein nicht unbeträchtlicher Teil wurde außerdem bei der Wanderung und aus den Teichen von Waschbären erbeutet. An den Ufern der Teiche wurden mehrere Haufen von toten Kröten gefunden. Letztlich aber haben wir eine große Menge von Tieren vor dem Tod auf der Straße gerettet!

2376 Erdkröten-Shuttles insgesamt (2189 Männchen, 187 Weibchen)
Erdkröten (Bufo bufo): 962 von West nach Ost, 1414 von Ost nach West 
Teichmolche (Lissotriton vulgaris): 33 von West nach Ost, 78 von Ost nach West (111 Shuttles)
Bergmolche (Ichthyosaura alpestris): 9 von West nach Ost, 33 von Ost nach West (42 Shuttles)
Grasfrösche (Rana temporaria): 62 von West nach Ost, 49 von Ost nach West (111)
Wasserfrosch (Pelophylax spec.): 4 von West nach Ost, 3 von Ost nach West (3 Shuttles) 

Höfestr. in Bochum-Laer

Die Höfestr. in Laer befindet sich im Ortsteil Steinkuhl zwischen der Markstr. im Westen und der Schattbachstr. im Osten. Bekannte Lokalitäten an der Straße sind das Restaurant Blauer Engel und das Rittergut Haus Laer. Zwischen dem Blauen Engel und der Schallschutzwand der neuen A448 (Opelspange) liegt ein Teich und der Schattbach, südlich der Höfestr. westlich der Unteren Heintzmannstr. ein weiteres Feuchtgebiet.

Überfahrene Erdkröte  (© Holger Sense)

Die Amphibien wandern hier alljährlich ungeschützt über die Straßen, weil bisher keinen Amphibienzaun gibt, allerdings kann dieser auch nicht überall gebaut werden. Zahlreiche Tiere werden deswegen überfahren. Die Geschwindigkeitbeschränkung von 30 km/h auf der Höfestr. wird von den Fahrzeugen weitgehend ignoriert, auch vom Öffentlichen Nahverkehr. Bedeutung hat das für den Amphienschutz schon deswegen, weil Tiere auch dann zu Tode kommen, wenn Fahrzeuge mit mehr als 30 km/h über sie hinwegfahren, selbst dann, wenn sie nicht durch einen Autoreifen erfasst werden.

Das Verkehrsaufkommen ist für eine so schmale Straße wie die Höfestr. an sich schon sehr hoch, im Jahr 2024 wurde aber zusätzlich zurzeit der Amphibienwanderung die viel befahrene Markstr. gesperrt und der Verkehr über die Höfestr. abgeleitet - zum Leidwesen der Anwohner*innen und der Amphibien. Das Umweltamt ließ darauf zumindest die Untere Heintzmannstr. (Seitenstr. der Höfestr.) sperren, die ebenfalls stark von dem zusätzlichen Verkehr bertroffen war, weil dort viele Kröten dort überfahren wurden. Die Absperrungen nütze aber so gut wie nichts, da sie von den Autofahrer*innen immer wieder widerrechtlich beiseite geräumt wurden. Außerdem wurden die von der Stadt Bochum aufgestellten Hinweisschilder zur Krötenwanderung gestohlen.

Amphibienrettung an der Höfestr.  (© BUND Bochum)

Der BUND Bochum entschloss sich daher kurzfristig, auch an der Höfestr. Amphibien-Kontrollen zu organisieren und zu koordinieren. Viele Leute haben allabendlich an den Straßen patroulliert, Autofahrer*innen zum Langsamfahren animiert, sie über die Aktion informiert und weit über 1000 Amphibien über die Straße getragen.

Wie gefährlich die Straße ist, zeigen die 113 Tiere, die sogar während unserer Anwesenheit überfahren wurden. Letztlich sind natürlich noch viel mehr unter die Räder gekommen, da unsere Kontrollen nur in den ersten Stunden nach Sonnenuntergang stattfanden.

Ergebnisse an der Höfestr. (29.02.2024-07.04.2024):

Verglichen mit der Gräfin-Imma-Str. trafen wir hier zwar weniger Amphibien an, allerdings haben wir auch später mit den Kontrollen begonnen. Ein Schwung von Tieren war sicherlich schon durchgewandert bzw. überfahren worden. Auffällig war, das der relative Anteil der Weibchen bei den Kröten weitaus höher war als an der Gräfin-Imma-Str. Die absolute Zahl der Weibchen war hier sogar größer. Erfreulich war auch das Vorhandensein von Teich- und Bergmolchen. Sie sind ohne Zaun schlechter nachzuweisen, sodass wir hoffen können, dass es deutlich mehr gibt, als die wenigen nachgewiesenen.

1061 Erdkröten-Shuttles (Männchen: 618, Weibchen: 314, Geschlecht unbestimmt: 129)
Erdkröten: 847 von Süd nach Nord, 214 von Nord nach Süd
Grasfrösche: 6 von Süd nach Nord, 1 von Nord nach Süd (7 Shuttles)
Teichmolch: 2 von Süd nach Nord (2 Shuttles)
Bergmolch: 1 von Süd nach Nord (1 Shuttle)

Wenn wir es schaffen, auch für das nächste Jahr wieder so viele Menschen für die Mithilfe an der Höfestr. zu gewinnen, möchten wir zumindest dort, wo es möglich ist, Schutzzäune errichten. Dafür bräuchten wir aber auch genügend Helfer*innen für Kontrollen am Morgen!

Dank!

Wir danken allen herzlich, die dabei geholfen haben, möglichst vielen Tieren das Leben zu retten!

Helfer*innen an der Gräfin-Imma-Straße:
Sascha Döhring, Jörg Große Munkenbeck, Karsta Hochstein, Annette Hoffstiepel, Armin Jagel, Pascal Joepen, Nicole Katies, Jonah Katies, Rita Keindorf, Saskia Keindorf, Larissa Kohlrusch, Benjamin Küchler, Sven Mühlhaus, Reinhard Müller, Heike Peter, Maren Sasse, Friederike Sense, Holger Sense und Kathi Zimmer

Helfer*innen an der Höfestr.:
Mirko Aach, Sascha Döhring, Karsta Hochstein, Armin Jagel, Rita Keindorf, Saskia Keindorf, Suzanne Mehrtens, Sven Mühlhaus, Alexander Mönch, Christiane Mönch, Robert Seediqi, Corinne Tiggemann, Roya Ulbrich, Stephan Ulbrich und Caspar Titus von Haaren

Neben den schon oben ausgesprochenem Dank an die Grüne Schule gilt unser Dank außerdem den Mitarbeiterinnen des Umweltamtes für die gute Zusammenarbeit und den Autofahrer*innen, die sich uns gegenüber zum ganz überwiegenden Teil freundlich, verständnisvoll und kooperativ zeigten.

Armin Jagel (letzte Änderung 12.04.2024, Kontakt: E-Mail)